Pentagon-Geheimbüro schickte überzogene Irak-Berichte ans Weiße Haus
Hamburg (ots)
CIA-Mitarbeiter unter Druck gesetzt / In der ZEIT äußern sich erstmals Zeugen
Ein geheimes Büro im amerikanischen Verteidigungsministerium hat vor dem Irakkrieg überzogene Meldungen über Saddam Husseins Waffenarsenale gezielt ans Weiße Haus geschickt. In der ZEIT äußern sich erstmals Geheimdienstler darüber, wie unter der Regie von Vizepräsident Dick Cheney systematisch aufgebauschte Berichte angefertigt wurden.
Im so genannten "Office of Special Plans" des Pentagons seien seit August 2002 sämtliche Dossiers über den Irak mit vorgefertigten Textbausteinen versehen worden, berichtet eine ehemalige Mitarbeiterin des Ministeriums. Darin habe es unter anderem geheißen, Saddam Hussein arbeite mit Osama bin Laden zusammen und habe Kontakt zu den Attentätern des 11. September.
Die Berichte des Spezialbüros seien nicht, wie sonst üblich, anderen US-Nachrichtendiensten zur Prüfung vorgelegt worden, sondern direkt im Weißen Haus gelandet. Hauptquelle der Pentagon-Abteilung waren irakische Überläufer, die selbst ein Interesse am Sturz Saddam Husseins hatten.
Geheimdienstler der Central Intelligence Agency (CIA), welche die Dossiers des Spezialbüros für falsch hielten, seien unter Druck gesetzt worden, politisch konforme Einschätzungen zu verfassen, berichteten mehrere ehemalige Mitarbeiter der Behörde. Andere US-Nachrichtendienste, wie die des Außen- und Energieministeriums, hatten den Schreckensmeldungen aus dem Rumsfeld-Ministerium zwar ausdrücklich widersprochen, ihre Darstellungen gingen jedoch nicht in die Gesamtanalyse über den Irak ein. Auf Grundlage dieser Gesamtanalyse hatte der US-Kongress dem Krieg zugestimmt.
Den kompletten ZEIT-Text der Meldung (DIE ZEIT Nr. 45, EVT 30. Oktober 2003) stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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