Historiker: NSDAP-Mitgliedschaft von Walter Jens "eine Bagatelle
Hamburg (ots)
Der Berliner Historiker Götz Aly hat neben den NSDAP-Mitgliederkarten von Walter Jens verschiedene Dokumente untersucht, die Auskunft über dessen akademische Jugend in der NS-Zeit geben. "Würdigt man sie in ihrer Gesamtheit, dann spricht vieles für Jens Darstellung, er habe von seiner NSDAP-Mitgliedschaft nichts gewusst und sich niemals aktiv um den Parteieintritt bemüht. Die Schriftstücke und die Befragung noch lebender Kommilitonen zeigen einen Hochbegabten, der sich mehrfach und mit persönlichem Mut gegen den Zeitgeist stellte. 1941/42 probierte er auch völkisches Gedankengut aus, schreibt Aly in der ZEIT.
Im Wintersemester 1942/43 wurde in Hamburg versucht, alle 1. bis 3. Semester pflichtmäßig für den NS-Studentenbund zu erfassen. Es sei durchaus denkbar, so Aly, dass in dieser nur in Hamburg gegebenen besonderen Situation Walter Jens in einer wenig förmlichen, kollektiven Prozedur zum NSDAP-Karteimitglied wurde. Heute sei dies aus den Karteien, die von den Alliierten in eine neue Ordnung gebracht worden sind, jedoch nicht mehr ersichtlich.
Aus zwei Vorträgen über Thomas Mann während der Studienzeit geht Walter Jens Wandel von der Anpassung zur Abkehr hervor. Götz Aly: "Stellt man die Ungefestigtheit und Experimentierlust eines nicht einmal 20-Jährigen in Rechnung, dann handelt es sich um eine Bagatelle, die der öffentlichen Erörterung nicht wert ist ... Entscheidend bleibt, dass sich Walter Jens die Möglichkeit zur Umkehr noch während der NS-Herrschaft bewahrte."
Den kompletten ZEIT-Beitrag der Meldung (DIE ZEIT Nr. 4, EVT 15. Januar 2004) stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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