Deutsche Archäologen schlagen Alarm: Im Irak wird das Erbe der Menschheit verwüstet
Hamburg (ots)
Im Irak findet derzeit eine der größten Kulturzerstörungen der Geschichte statt. Führende deutsche Archäologen schlagen Alarm: Tausende Raubgräber nutzen die Anarchie der Nachkriegszeit und machen sich über die Überreste einstiger Großstädte aus der Zeit der Sumerer und Babylonier her.
"Rund 130 solcher Städte werden im Moment durchwühlt", sagt Margarete van Ess, wissenschaftliche Direktorin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), der ZEIT. Ihr Kollege Walter Sommerfeld, Professor für Altorientalistik an der Universität Marburg, hat sich vor Ort umgesehen: "Aus Isin ist eine richtige Mondlandschaft geworden", berichtet er. Was er im Südirak sah, hält er für "Kulturzerstörung von der Kategorie des Mongolensturm". Unter den Augen der Besatzungsmächte gehe die Ausplünderung des altorientalischen Weltkulturerbes weiter.
Der Schwarzhandel mit antiken Skulpturen und Keilschriften ist nicht nur zur Lebensader der regionalen Stämme geworden - die Einnahmen fließen auch umgehend in die Bewaffnung der Räuber. John Russell, Archäologie am Massachusetts College of Art in Boston, war neun Monate im Irak als Kulturberater der provisorischen Koalitionsregierung unterwegs. Er spricht von "einem der größten Verluste menschlicher Identität in der Geschichte".
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