Pisa-Forscher Baumert: Gesamtschulstreit nicht neu auflegen
Hamburg (ots)
Der Leiter der ersten Pisa-Studie in Deutschland, Jürgen Baumert, warnt in der ZEIT vor einer Neuauflage des Streits um die Gesamtschulen. "Wir sind darüber in den siebziger und achtziger Jahren in einen Kulturkampf geraten", mahnt der Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Das habe Deutschland in der Schulentwicklung um Jahre zurückgeworfen. Gesamtschulen seien keineswegs automatisch bessere und gerechtere Schulen. Zudem, so Baumert, werde man kaum Gymnasiallehrer für den Unterricht an Gesamtschulen gewinnen. Und die Eltern spielten nicht mit.
Mit der Ungerechtigkeit im deutschen Schulwesen, die durch das Trennen der Kinder nach der vierten Klasse verstärkt werde, dürfe man sich nach seiner Auffassung aber nicht abfinden. Jürgen Baumert plädiert für ein Abschwächen der Trennung nach der Grundschulzeit: "Musterbeispiel ist für mich der Freistaat Thüringen." Dort werden an vielen Schulen Haupt- und Realschüler gemeinsam unterrichtet. Ein viel versprechender Weg werde nach Ansicht Baumerts auch in Baden-Württemberg beschritten. In dem Land, das in der Pisa-Studie hervorragend abgeschnitten hat, erlangt jeder Dritte Abiturient als ehemaliger Realschüler den Abschluss an einem berufsbildenden Gymnasium.
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