Leon de Winter rechnet mit falscher Toleranz in den Niederlanden ab
Hamburg (ots)
Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter rechnet nach dem religiös motivierten Mord an Filmregisseur Theo van Gogh in der ZEIT mit einem falschen Verständnis von Toleranz in seinem Heimatland ab. De Winter gibt den Niederlanden, ihrem Werteverfall und ihrer mangelhaften Integrationspolitik eine Teilschuld am jetzt aufgebrochenen Kulturkonflikt. "Während in den siebziger und achtziger Jahren Säkularismus, Hedonismus, Narzissmus und Individualismus die traditionellen kalvinistischen Werte der Niederländer umformten, blieb vielen Einwanderern aus dem marokkanischen Rif kaum etwas anderes als die Rolle des Zuschauers und in ihrem Bedürfnis nach Selbstachtung zunehmend die Rückwendung auf ihre ehemalige traditionelle Umgebung", schreibt er. Ein 26jähriger Marokkaner mit niederländischem Pass hatte den Regisseur erstochen.
Nach Ansicht von de Winter zeige sich nun, dass die arabische Kultur mit dem Modell individueller Verantwortung und Meinungsfreiheit der westlichen Kulturen nicht harmoniert. De Winter: "Die Schande der sozioökonomischen Stellung vieler islamischer Väter - die in ihren Familien wie die Patriarchen herrschen - in einer von Nichtmuslimen und Atheisten beherrschten niederländischen Umgebung wird in einer tödlichen Mischung noch verstärkt von den Werten, die im traditionellen Islam und in der Schamkultur bewahrt werden." Van Goghs Mörder begreife nicht, "warum der wahre Gläubige nicht die Welt beherrscht, obwohl sein Glaube ihm sagt, dies sei sein göttliches Recht". De Winter schlägt vor, endlich darüber nachzudenken, wie "wir die moralischen und ethischen Familienstrukturen traumatisierter islamischer Einwanderer und ihrer Kinder beeinflussen können".
Den kompletten Beitrag der ZEIT Nr. 48 vom 18. November 2004 stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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