Regisseur Edgar Reitz will intelligente TV-Zuschauer zurückholen
Hamburg (ots)
Regisseur Edgar Reitz will mit seiner TV-Saga "Heimat" Zuschauer zurückholen, die sich vom Fernsehen verabschiedet haben. "Ich hoffe, dass auch Leute wieder fernsehen, die es aufgegeben haben. Es bleibt ein Verlust, dass intelligente Menschen sich vom Fernseher zurückgezogen haben. Das ist andererseits meine Chance, denn die Leute sehen, dass ihr Leben ein Filmstoff ist", sagt er der ZEIT. Die ARD-Reihe "Heimat" gilt als eines der ehrgeizigsten Projekte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Bis zum 29. Dezember werden die letzten sechs "Heimat"-Folgen ausgestrahlt.
Reitz spricht in der ZEIT über die Grundidee seiner Trilogie: "Ich suche nach einer erzählerischen Antwort auf unsere Lebensbild-Idee, auf die Frage: Was bleibt übrig von alldem, was ich in meinem Leben gewollt habe? Es ist ja legitim, auch etwas von seinen Träumen retten zu wollen."
Reitz hofft, dass sich bei der letzten Folge "Abschied von Schabbach" beim Zuschauer "das Gefühl einer Aufwertung des eigenen Lebens einstellt. Es ist ein großes Angebot von Figuren da, aus denen man seine Lieblinge wählen kann. Das schafft auch Raum fürs eigene Leben: Der Zuschauer könnte in der Geschichte vorkommen. Das Ganze findet außerdem in diesem alles beherrschenden Medium Fernsehen statt. Man hat als Autor seine Schwierigkeiten mit dem Medium, aber letztlich ist nichts mit ihm vergleichbar. Eine Ausstrahlung im Hauptprogramm ist daher eine große Auszeichnung, nicht für den Film, sondern für die menschliche Erfahrung, die in ihm dargestellt wird."
Für Reitz ist der Begriff "Heimat" auch eine europäische Frage: "Die Amerikaner können nicht leben, ohne zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wir jedoch sehen, dass in allem, was wir anfassen, in der Familie, im persönlichen, aber auch im politischen Bereich, Gut und Böse nicht trennbar sind. Wir in Europa müssen lernen, mit der Ambivalenz zu operieren. Daher haben wir auch unsere europäische Identität noch nicht gefunden."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 52 vom 16. Dezember 2004 stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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