Schoah-Historiker Yehuda Bauer: "Es gibt keinen besseren oder schlimmeren Genozid"
Hamburg (ots)
Yehuda Bauer, Jahrgang 1926 und von 1996 bis 2000 Leiter des International Center for Holocaust Studies am Yad Vaschem, kritisiert in der ZEIT eine Hierarchisierung von Genozid-Opfern: "Jeder Genozid ist verschieden, aber es gibt Gemeinsamkeiten." Da seien zunächst die Leiden der Opfer. "Es gibt keinen besseren oder schlimmeren Genozid ... Juden, Armenier, Polen, die gepeinigt, geschändet und ermordet wurden, litten dasselbe." Es sei an der Zeit, dass "die so genannte zivilisierte Menschheit, darunter auch ganz prominent die EU" genozidale Ideologien wie den Antisemitismus endlich als Bedrohung für alle Menschen anerkenne, um Massenmorde, wie sie nach der Schoah etwa in Ruanda oder im Sudan geschehen seien, zu verhindern. "Das ist eigentlich die Warnung, die das neue Museum an seine Besucher richtet."
Anläßlich der Eröffnung des neuen Schoah-Museums am Yad-Vaschem- Mahnmal in Jerusalem schreibt der israelische Historiker Bauer, einer der bedeutendsten Schoah-Forscher, über den Genozid als universelles Phänomen: "Jeder Genozid ist immer gegen eine spezifische Gruppe von Menschen gerichtet, und wenn man ihn verstehen will, muss man sich notgedrungen mit dieser Menschengruppe befassen." Deshalb zeige die neue Ausstellung die von den Nazis ermordeten Juden nicht nur als passive Opfer, sondern auch als Vertreter eines lebendigen Kulturvolks. "Nicht nur als Objekte des Massenmordes ... sondern als Orthodoxe, Atheisten, Liberale, Kommunisten, Zionisten, Sozialisten."
Den kompletten Beitrag der ZEIT Nr. 13 vom 23. März 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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