Porsche-Chef Wiedeking: Müntefering muss Kapitalismuskritik gestattet sein
Hamburg (ots)
Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking hat sich in die Kapitalismusdebatte eingeschaltet und scharfe Kritik an einem Teil der Unternehmen geübt. "In der sozialen Marktwirtschaft müssen wir einen Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit finden, und dieses Bemühen lassen viele Unternehmen heute vermissen", sagt Wiedeking in der ZEIT. Im Zusammenhang mit der Kapitalismuskritik von SPD-Chef Franz Müntefering erklärt der Manager, wenn der Papst Kapitalismuskritik übe, "bekommen alle glänzende Augen und jubeln ihm zu. Also muss eine solche Kritik auch Herrn Müntefering gestattet sein."
Der 52 Jahre alte Manager lehnt das Konzept des Shareholder-Value rundheraus ab, das die Steigerung des Aktienkurses zur Hauptaufgabe der Unternehmen erklärt. Bei Porsche komme der Kunde an erster Stelle, "dann kommen die Mitarbeiter, dann die Geschäftspartner, Lieferanten, Händler und danach die Shareholder. Völlig unangebracht ist es, den Shareholder an die erste Stelle zu setzen", sagt Wiedeking, denn dadurch werde die Kraft des Unternehmens beschränkt.
Der Porsche-Chef beklagt, die Menschen hätten Angst und keine Zukunftsvisionen mehr. "Das kann auch nicht anders sein, wenn der Deutsche-Bank-Chef ein Spitzenergebnis verkündet und für die Verbesserung dieses Ergebnisses den Rausschmiss von 6000 Mitarbeitern hinterherschiebt."
Ausdrücklich bekennt sich Wiedeking zur gesellschaftlichen Rolle der Unternehmer: "Wir haben nun mal ein hohes Maß an sozialer Verantwortung mitübernommen." Die Presse müsse kritischer mit Unternehmern umgehen, "denen nichts anderes einfällt, als Menschen zu entlassen. Diese Leute haben nichts verstanden."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 18 vom 28. April 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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