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Theaterintendant Peymann rechnet mit Regierung Schröder ab

Hamburg (ots)

Der linke Berliner Theaterintendant Claus Peymann
rechnet in der ZEIT mit der rot-grünen Regierung von Bundeskanzler
Gerhard Schröder ab: "Diese Leute, Fischer, Schily, Schröder, es sind
meine Leute, meine Generation. Diese Leute haben nie etwas am Hut
gehabt mit Tugenden wie Konsequenz, Disziplin, Ausdauer." Schröders
Entscheidung, noch in diesem Herbst Neuwahlen zu veranstalten,
beurteilt Peymann als taktischen Fehler: "Sicher, er hat einen
augenblicklichen Sieg errungen, aber er hat sich vom Moment des
Augenblicks hinreißen lassen. Das hätte einem Mann wie ihm nicht
passieren dürfen. Um in der Schauspielersprache zu sprechen: Wenn man
Probleme bei den Proben hat, gibt man auch nicht gleich die ganze
Rolle zurück. Aber vielleicht wollte Schröder ja auch sehr bewusst
die Kamikazereaktion. Vielleicht will er den 'Freitod'."
Auf die Frage, wie seine Generation mit ihrer eigenen
Vergangenheit umgehe, antwortet Peymann mit einer Anekdote zu Otto
Schily: "Als Otto Schily in Bayern für den Bundestag kandidierte, bat
er verschiedene ihm nahe stehenden Leute, für eine Broschüre einen
Text zu schreiben. Ich schrieb eine Hymne auf den RAF-Anwalt Schily
von damals, wie er in diesen trüben Zeiten den Rechtstaat
verteidigte. Schily rief mich an, na ja, das würde er in dieser
bayerischen Broschüre doch nicht so gerne lesen. Der Text wurde nicht
gedruckt."
Über sich selbst urteilt Peymann nicht weniger scharf: "Wir leben
davon, dass wir uns ein Leben vorlügen ... Ich musste unser
Wirtschaftssystem nie grundsätzlich durchdenken. Es war immer klar,
ich bekam die dickste Gage, aber gegen den Kapitalismus war ich
trotzdem immer. Diese Grundverlogenheit hat mich immer daran
gehindert, meine Träume aufzugeben."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 25 vom 16. Juni 2005 senden
wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail:  bunse@zeit.de)

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