Der niederländische Starfotograf Corbijn über seine Heimat: "Keiner traut sich mehr, den Mund aufzumachen"
Hamburg (ots)
Der Fotograf Anton Corbijn, 49, bekannt geworden durch seine Bilder von Rockstars wie der Band U2, kritisiert in der ZEIT die gesellschaftlichen Zustände seiner niederländischen Heimat: "Politische Appelle zeigen in den Niederlanden kaum Wirkung. Eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen wächst ohne Grenzen und ohne klare Führung auf." Corbijn: "Hinter vermeintlicher Liberalität lauert häufig eine Scheißegal-Haltung, für diese Scheinliberalität haben die Niederlande teuer bezahlen müssen." Der Tod des Filmemachers Theo van Gogh habe ihn "tief schockiert": "Sein Tod hat das Klima in den Niederlanden verändert. Keiner traut sich mehr, den Mund aufzumachen. Jeder fürchtet sich. Meine Freunde wagen es nicht in den Medien ihre Meinung zu sagen. Diese bleierne Atmosphäre der Einschüchterung gibt es in Deutschland nicht."
Der Pfarrerssohn Corbijn träumte stets davon, "jemand zu sein, jemand zu werden. Ob andere meine Arbeit anerkannten, bedeutete mir viel. Nur wenn sie es taten, hatte ich das Gefühl zu existieren. Und ich begann mich erst frei zu fühlen, nachdem ich einen Redakteur durchs Telefon angeschrien hatte, der meine Fotos hatte zurechtstutzen wollen: 'Wie kannst du es wagen, meine Bilder zu beschneiden?' Zwei Jahre zuvor hatte ich zum ersten Mal eine Kamera in der Hand gehalten. Erstmals stand ich für mich ein und fühlte mich stark."
Den kompletten Beitrag der ZEIT Nr. 29 vom 14. Juli 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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