Schriftstellerin Christa Wolf beobachtet mit Sorge die Entwicklung im "vereinten" Deutschland
Hamburg (ots)
Anlässlich des 15. Jahrestages der deutschen Einheit spricht die Schriftstellerin Christa Wolf, 76, in der ZEIT über ihre Illusionen und Hoffnungen in der DDR, über den Schmerz am Ende des Regimes und ihre Vorstellungen von einer besseren Gesellschaft der Bundesrepublik.
Christa Wolf berichtet über die Aufbruchstimmung in den Anfangsjahren der DDR, "das Gefühl, hier in der DDR entsteht ein besserer, ein sozial gerechterer Staat". Zu den Anfeindungen nach der deutschen Einheit, sie sei eine "Staatsschriftstellerin" der DDR gewesen, nimmt sie Stellung: "Ich war im Osten, ob ich das wollte oder nicht, auf eine gewisse Weise eine Orientierungsfigur, und diese Figur wollte man demontieren, wie ja überhaupt die ganze DDR, nach dem Ausspruch einer ranghohen westdeutschen Politikerin, 'delegitimiert' werden musste." Mit Sorge beobachte sie die Entwicklung im vereinigten Deutschland. Sie sehe "eine Gesellschaft in der Krise, die ihre Integrationskraft für ihre auseinanderdriftenden Bevölkerungsgruppen zunehmend verliert, und, was gefährlich ist, große Mengen 'überflüssiger' Menschen produziert".
Über ihr neues Buch Mit anderem Blick, in dem sie über heitere Dinge wie das Essen, über Reisen, über skurrile Beobachtungen schreibt, sagt sie: "Ich wollte einfach mal ein paar Dinge zeigen, die man von mir nicht unbedingt erwartet. Dazu gehören der Humor, die Leichtigkeit. Anders, als vielleicht manche vermuten, lache ich gerne, wir lachen sehr viel in der Familie. Ironie und Selbstironie stehen bei uns hoch im Kurs. Ich wollte einfach mal etwas mehr davon sehen lassen."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 40 vom 29. September 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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