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Österreichs Bundeskanzler Schüssel: Der Balkan gehört zu Europa

Hamburg (ots)

Der nächste EU-Ratspräsident, der österreichische
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, hat davor gewarnt, die Prügeleien am
Rande des Fußball-Länderspiels zwischen der Türkei und der Schweiz
als Argument gegen die türkischen Bestrebungen zum EU-Beitritt zu
benützen. Schüssel sagt der ZEIT, die Schweizer hätten es in Istanbul
mit "einigen sehr emotionalisierten, unfairen Fans oder auch
Spielern" zu tun bekommen. Dafür dürfe die Türkei nicht büßen.
Schüssel: "Schließlich ist auch nicht jeder Brite gleich ein
Hooligan. Solche 'Fans' dürfen nirgendwo für das Volk gehalten
werden."
Zur Frage der EU-Erweiterung um Balkan-Staaten sagt Schüssel, er
sei "hundertprozentig überzeugt, dass der Balkan zu Europa gehört".
Diese Region sei geografisch, kulturell, wirtschaftlich und
historisch "selbstverständlich europäisch". Schüssel: "Ohne
Beitrittsperspektive werden Sie auch in dieser Region niemals
Stabilität und Frieden dauerhaft sichern können. Entweder wir
importieren die Unsicherheit. Oder wir exportieren Stabilität."
Die Türkei sei ein anderer Fall, von der Größenordnung und von der
Frage der Akzeptanz eines türkischen Beitritts "in der
österreichischen und der europäischen Öffentlichkeit. Aber auch hier
gilt: Die Türken haben die Beitrittsperspektive. Wir haben uns
allerdings dafür eingesetzt, dass man über Alternativen redet, sollte
die Türkei nicht können oder Europa nicht können."
Schüssel widerspricht der Ansicht, die Bildung der Großen
Koalition in Deutschland könnte sich auf Koalitionsneigungen in
Österreich auswirken. Er freue ich sich sehr für Angela Merkel, "sie
ist eine tolle Frau, und sie wird eine sehr gute Kanzlerin sein".
Aber den Ehrgeiz, dem deutschen Vorbild nachzueifern, hätten die
Österreicher nie gehabt. Zur Berliner Koalition sagt Schüssel: "Diese
Koalition hat vorher niemand gewollt. Die Wähler haben sie erzwungen.
Wir haben keinen Anlass, ein Jahr vor unserer nächsten Wahl das Spiel
zu beginnen, das Journalisten bei uns spielen: wer mit wem, und wenn
nicht gleich, warum nicht nach der nächsten Wahl?" Er sei an einem
wirtschaftlich starken Deutschland interessiert. Ebenso sei
Österreich wichtig für Deutschland. "Aber wir machen die deutschen
Fehler nicht nach und hoffentlich die Deutschen nicht unsere."
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 48 vom 24. November 2005
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, 
Fax: 040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

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