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Vladimir Ashkenazy: "Mein Vater wollte mich abtreiben lassen"

Hamburg (ots)

Der Dirigent und Pianist Vladimir Ashkenazy, 68,
verdankt seine Existenz der Überredungskunst eines russischen Arztes:
"Mein Vater wollte mich ursprünglich abtreiben lassen", sagt
Ashkenazy der ZEIT. "Daraufhin nahm sich der Arzt, der meine Mutter
untersuchte, meine Eltern zur Brust. Ich sei ein so verdammt gesundes
Baby, sagte er, dass er sie dafür hassen würde, wenn sie es abtreiben
ließen." Schließlich habe sich sein Vater überzeugen lassen.
Als er ein Teenager war, habe mit seiner Pianistenkarriere
zunächst niemand rechnen können: "Meine Hände sind ungewöhnlich klein
für einen Pianisten, meine Finger kurz. Aber der Gedanke, irgendwann
an Grenzen zu stoßen, lag mir fern." Eher habe er das Gegenteil
empfunden: "Ich wollte vielmehr herausfinden, was man erreichen kann
mit dem, was die Natur einem gegeben hat."
Als erfolgreicher Musiker sei er zwar in der Sowjetunion
privilegiert gewesen, trotzdem habe er unter dem System gelitten:
"Unsere wirklichen Überzeugungen konnten wir einander nicht
anvertrauen, weil du nie wusstest, wer dich beim KGB anschwärzen
würde. Wir hatten zum Beispiel in den Fünfzigern statt Klopapier nur
Tageszeitungen, stets mit Stalin oder Lenin auf dem Titel. Wollte
jemand einen anderen verraten, rapportierte er, dass sich der und der
mit der Führung den Po abwischte."
Ashkenazy hat nie mit dem Ende der Sowjetunion gerechnet: "Die
Geschichte meiner Heimat ist ohne Übertreibung ein Albtraum, der
Millionen unschuldige Menschen das Leben kostete. Ich hatte keine
Hoffnung für die Sowjetunion, dass sich das System je ändern würde.
Ich war überzeugt, es würde mich um ein paar Jahrhunderte überdauern.
Wie glücklich bin ich heute, dass ich mich derart geirrt habe."
Den kompletten ZEIT-Beitrag der ZEIT Nr. 18 vom 27. April 2006
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax:
040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

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