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Klinsmann attackiert Bundesliga und DFB: "Ein Ruck muss durch Fußballdeutschland gehen"

Hamburg (ots)

Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht im Einzug des
deutschen Teams ins WM-Finale die Voraussetzung für die Fortsetzung
seiner Spielphilosophie: "Wenn wir rausfliegen würden gegen
Argentinien, ginge die Diskussion wieder los: Wäre es nicht besser
gewesen, abzuwarten? Erstmal hinten dichtzumachen? Auf Konter zu
lauern? Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir weiterkommen, noch
weiter, bis zum Endspiel. Vor allem, damit dieser Prozess das einzig
entscheidende Gütesiegel bekommt: den Erfolg. Und wir werden ihm
dieses Gütesiegel verpassen", sagt Klinsmann der ZEIT. Das Schweigen
vieler Fachleute von Beckenbauer bis Netzer zeige, "wie zerbrechlich
die ganze Sache ist".
Der Deutsche Fußball-Bund habe sich noch nicht zu der von ihm und
seinem Trainerstab eingeführten offensiven Spielphilosophie bekannt.
"Im Moment warten alle das Ergebnis der WM ab", erklärt Klinsmann.
Die in letzter Zeit zahlreichen Bekenntnisse zu seiner Person seien
nicht entscheidend: "Wenn man daran glaubt, muss diese Philosophie in
der Trainingslehre, Trainerausbildung, in den
Juniorennationalmannschaften des DFB und auch an der Basis in den
Landesverbänden umgesetzt werden", fordert der Bundestrainer. Auf die
Frage, ob er glaube, dass ihm alle im Verband den Erfolg wünschten,
antwortet Klinsmann: "Ich lasse das mal offen."
Hart kritisiert Klinsmann auch das Niveau der
Bundesliga-Spitzenteams: "Das was wir machen, ist einfach
internationaler Standard, das ist der Fußball von FC Barcelona, von
Arsenal London, von Ajax Amsterdam. Zwischen den deutschen Topteams
und diesen Mannschaften liegen Welten." Es sei ein Kompliment für
"unsere Arbeit, dass deutsche Spieler jetzt wieder Angebote von
internationalen Vereinen erhalten". Jeder sehe bei dieser WM, dass
deutsche Spieler ein hohes Tempo spielen können, dass sie "schnellen
Fußball praktizieren können, mit nur ein oder zwei Ballkontakten".
Jeder wisse jetzt: "Das alles können deutsche Fußballer! Wenn sie
richtig geführt werden und richtig trainieren." Klinsmann: "Wenn wir
international den Anschluss nicht auf Jahre verpassen wollen, muss
ein gewaltiger Ruck durch Fußballdeutschland gehen."
Er selbst könne sich "jederzeit" vorstellen, nach der WM wieder in
seinen beruflichen Alltag bei der amerikanischen Firma
Soccersolutions, deren Teilhaber er ist, zurückzukehren: "Einfach,
weil ich weiß, was ich in den Jahren davor gelernt und geschätzt
habe, an der Arbeit mit meinen Partnern in unserer Firma." Über seine
Zukunft als Trainer sagt Klinsmann: "Ich gehe auf in dieser
Tätigkeit, ja. Auf der anderen Seite lasse ich mich aber nicht
auffressen, insofern keine Droge, keine Sucht." Ein Engagement als
Vereinstrainer komme für ihn "momentan nicht infrage".
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 27 vom 29. Juni 2006
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail:  bunse@zeit.de)

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