Biermann wirft Deutschland Feigheit gegenüber radikalen Moslems vor
Hamburg (ots)
Der Schriftsteller Wolf Biermann hat Deutschland Feigheit gegenüber radikalen Moslems im Nahen Osten vorgeworfen. In der ZEIT erinnert er an die Todesdrohungen der iranischen Führung gegen Israel: "Auch den Deutschen sind diese Fakten bekannt, und trotzdem stecken sie den Kopf in den Sand, sie kuschen vor radikalen Moslems mit vorauseilender Feigheit. Sie wollen sich durch Wohlverhalten die Exportmärkte erhalten, die Rohstoffquellen sichern und sich die Terroristen im eigenen Lande vom Halse halten. Es gibt in Deutschland einen spöttischen Spruch über den Schutzpatron der Feuerwehr: 'O heiliger Sankt Florian! / verschon mein Haus, zünd andre an!' "
"Das nahöstliche Israel ist der bedrohteste Teil der fernwestlichen Zivilisation", schreibt Biermann in der ZEIT. Leider wolle die Welt und insbesondere Deutschland die tragische Situation, in der sich Israel befinde, nicht wahrhaben. "In bezug auf die globalen Konflikte, etwa den Krieg zwischen Israel und seinen Todfeinden, sitzen die Deutschen tatenarm auf dem Schaukelpferd der Weltgeschichte." Solche Tatenlosigkeit sei aber folgenschweres Lassen.
"In Deutschland lieben es die Meinungsmacher, den Zaun, mit dem sich Israel schützt, in Erinnerung an das geteilte Deutschland gehässig eine Mauer zu nennen", schreibt Biermann. "Ich lebte lange genug hinter der Berliner Mauer und weiß, wie zynisch diese Gleichsetzung ist." Dennoch bleibe das Dilemma: Diesen Zaun zu bauen, ist falsch, aber den Zaun nicht zu bauen noch falscher. Angesichts der Bedrohung Israels durch radikale Moslems führe jeder Weg in die Katastrophe: "Den Gaza-Streifen besetzen ist falsch, den Gaza-Streifen räumen ist falsch."
Unterdessen werde in Deutschland der Refrain eines alten Liedes geplärrt: "Die Juden sind an allem schuld!" Auf den Antisemitismusvorwurf, so Biermann, antworten unsere modernen Judenhasser: "Man wird Freunde doch kritisieren dürfen!" Statt für Israel Partei zu ergreifen, sympathisiere Deutschland mit radikalen Moslems. Allerdings beruhe diese Sympathie auf einer vormundschaftlichen Verachtung des Fremdländischen. "Sie halten Araber für affige Wilde ... an die man noch keine aufklärerisch-humanen Maßstäbe anlegen darf."
Den kompletten ZEIT-Beitrag der ZEIT NR. 44 vom 26. Oktober 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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