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Der Anthropologe Emmanuel Todd über den Niedergang der USA

Hamburg (ots)

Der französische Historiker und Anthropologe
Emmanuel Todd sieht den politischen und kulturellen Vorbildcharakter
der Vereinigten Staaten schwinden. In der ZEIT betont Todd, die USA
würden weltweit "eher zum Antimodell. Sie waren der Traum der Völker
und entwickeln sich zum Albtraum". Das von uns gepflegte Bild von
Amerika als "großmütig, unternehmerisch und erfindungsreich" hindert
uns laut Todd, die neue Realität anzuerkennen. "Sogar der
Baker-Bericht sagt, dass die Amerikaner die Sprachkenntnisse und das
Kontextwissen verloren haben, um andere Völker zu gewinnen."
Angesichts ihrer Exportschwäche und einem Außenhandelsdefizit von 800
Milliarden Dollar "sind die USA zu einem globalen Plebs geworden, der
seine eigene Versorgung nicht mehr leisten kann und auf Pump von der
Welt lebt".
Mit der Erfindung der "Achse des Bösen" hätten die USA eine
eingebildete Bedrohung aufgebaut, um dennoch ihren Führungsanspruch
zu stützen. Dies sei aus Schwäche geschehen, weil es den USA immer
schwerer falle, "die geopolitische Kontrolle zu behalten". Das
Saddam-Regime habe längst am Boden gelegen. "Mit Blick auf den
Kollaps des Ostblocks ist es deshalb erstaunlich, dass von den USA
eine militärische Option in dem Moment angestrebt wurde, als der
Diktator dem internationalen Druck zur Entwaffnung nachgab und ein
Regimewechsel möglich schien. Im Irak besiegte die Weltmacht einen
Zwerg, und außer Iran hat dies bislang niemandem genützt."
Nach Ansicht von Todd kommt angesichts der neuen Weltlage
Deutschland als "Kraftzentrum" eine große Verantwort zu. "Aber
neuerdings sucht Deutschland sein inneres Gleichgewicht ohne
Rücksicht auf die Nachbarn. Italien liegt im Koma, Frankreich steht
vor einer Revolte; die Zeit zwischen dem Ende des Neoliberalismus und
einer neuen europäischen Gemeinschaftspolitik wird sehr unruhig."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 51 vom 14. Dezember 2006
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, 
DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 
(Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

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