Filmkomponist Morricone machte auch Musik für schlechte Filme
Hamburg (ots)
Ennio Morricone, der berühmteste Filmmusikkomponist der Welt, der jetzt mit einem Oscar für sein Lebenswerk geehrt wird, hat keine Lieblingskomposition. "Wie soll das gehen?", sagt er in der ZEIT. "Schauen Sie: Für jeden Film habe ich durchschnittlich 30 Musikstücke geschrieben. Und ich habe für rund 400 Filme komponiert. Das macht 12 000 Musikstücke. 12 000! Wie soll ich daraus eins auswählen?" Morricone ist sich nicht einmal sicher, ob er wirklich alle von ihm komponierten Stücke überhaupt erkennen würde. "Vielleicht zu 99 Prozent. Ich entsinne mich aber nicht immer, für welche Filme ich sie geschrieben habe."
Natürlich habe er auch für schlechte Filme Musik gemacht. "Als ich jung war, kriegte ich eine Reihe von B-Filmen. Für die habe ich gearbeitet, weil ich Geld brauchte. Ich sah also so ein Machwerk, in dem die Schauspieler wie Marionetten durch die Gegend staksten, und verspürte das Bedürfnis, es irgendwie zu retten - mit richtig guter Musik. Ein ungeheuerlicher Fehler! Das habe ich versucht, und es ging schief."
Morricone hat aber nicht nur für Filme komponiert, sondern auch sinfonische Musik und Kammermusik. "Das Chamäleon Morricone hat aber klassisch begonnen. Als junger Mann wollte ich ja nicht Filmkomponist werden, sondern ganz einfach Komponist. ... Ich sage Ihnen, geschlagene neun Monate schrieb ich an meinem ersten Orchesterstück, das auf dem Festival von Venedig aufgeführt wurde. Und für diese ganze Arbeit bekam ich lächerliche 60 000 Lire. Da begriff ich, dass ich von solchen Kompositionen keine Familie ernähren konnte." Seitdem arbeitet er hauptsächlich für den Film.
das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 9 vom 22. Februar 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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