Sexualwissenschaftler Klaus Michael Beier: "Nur 10 bis 15 Prozent aller Sexualstraftäter werden begutachtet"
Hamburg (ots)
Klaus Michael Beier, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin am Universitätsklinikum Charité in Berlin, hält die Begutachtung von justizbekannten Sexualstraftätern in Deutschland für unzureichend: "Man würde sich schon wünschen, dass man genau weiß, welche Gefahr von den justizbekannten Tätern ausgeht", sagt Professor Beier der ZEIT "Aber dazu müssten wir auch alle Täter begutachten - und zwar qualifiziert ... Nur maximal 10 bis 15 Prozent aller Sexualstraftäter werden überhaupt begutachtet, und zwar nach sehr unterschiedlichen Qualitätsstandards. Es ist den Gerichten überlassen, ob sie einen Gutachter hinzuziehen oder nicht. Andere Länder wie etwa Holland erfassen alle Sexualstraftäter diagnostisch." Dazu brauche man "genügend Spezialisten, die feststellen, wer gefährlich ist und wer nicht. Und zwar nach einheitlichen und überprüfbaren Kriterien, die bereits existieren und nur angewendet werden müssten".
Das Rückfallrisiko für Sexualstraftäter sei extrem hoch: "Ich habe hierzu eine große Studie durchgeführt und ehemals verurteilte Sexualstraftäter sehr lange nach der ersten Verurteilung noch einmal untersucht - im Durchschnitt 25 Jahre später." Er habe dabei herausgefunden, "dass Männer mit einer pädophilen Hauptströmung - also solche, die sexuell ausschließlich auf Kinder ausgerichtet sind - sehr häufig rückfällig werden, nämlich zu 80 Prozent."
Das kompletten ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 11 vom 8. März 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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