Die Hertie-Stiftung stellt im Jahr 2002 42,7 Millionen Euro für gemeinnützige Projektarbeit bereit
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Frankfurt am Main (ots)
Der Tätigkeitsbericht der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung liegt in der digitalen Pressemappe zum Download vor
- Eine der größten deutschen Privatstiftungen hat sich in den vergangenen drei Jahren neu aufgestellt
- Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung (GHS) hat für ihre Projektarbeit im Jahr 2002 insgesamt 42,7 Mio. Euro aufgewendet. Auf der Jahrespressekonferenz der GHS am Stiftungssitz in Frankfurt zog der Vorstandsvorsitzende, Dr. Michael Endres, drei Jahre nach der Neuordnung der Stiftung eine Zwischenbilanz. Nach der Trennung der GHS von der jetzigen Karg'schen Familienstiftung im Jahr 2000 und nach Rückzahlung des Darlehens, das die Familienstiftung mit der GHS verband, verfügte die Hertie-Stiftung erstmals über namhafte Einkünfte. Seitdem hat sie sich mit einem Vermögen von rund 756 Mio. Euro zu einer der größten deutschen Privatstiftungen entwickelt. Mit dem Auf- und Ausbau der Förderbereiche Neurowissenschaften, Erziehung zur Demokratie und Europäische Integration hat sich die Hertie-Stiftung ein neues Profil gegeben. Im Jahr 2001 wurde ein Kuratorium unter dem Vorsitz von Altbundespräsident Professor Roman Herzog bestellt, das zwischenzeitlich um zwei Mitglieder ergänzt wurde: Professor Roland Berger und Dr. Helmut Reitze. Der Jahreswechsel 2002/2003 brachte der Stiftung den endgültigen Abschluss der Steuerverfahren. Der Stiftung wurde bis einschließlich 2002 die Gemeinnützigkeit attestiert. Nur für das Jahr 1995 ergab sich wegen einer Fehlberechnung von Zinsen eine kleine Steuernachzahlung. Damit gibt es gegen die Stiftung keinerlei steuerliche, stiftungsrechtliche oder sonstige Verfahren mehr.
Trotz der angespannten Lage auf den Kapitalmärkten ist es der Hertie-Stiftung im Jahr 2002 gelungen, durch eine vorsichtige und konservative Anlage-Politik die Vermögenseinbußen in Grenzen zu halten. Sie lagen im letzten Jahr bei knapp 4 Prozent. Hiervon konnten in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres rund drei viertel aufgeholt werden. Rund 70 Prozent des Stiftungsvermögens sind in Renten angelegt, etwa 20 Prozent in Aktien, der Rest in Immobilien.
Die Hertie-Stiftung legt die Messlatte für die von ihr initiierten und geförderten Projekte sehr hoch, sie strebt eine spezifische Wertschöpfung an. "Eine Stiftung", so Dr. Michael Endres, "arbeitet nur dann wirklich gut, wenn sie mit den ihr anvertrauten Steuergeldern besser umgeht als die öffentliche Hand. Das bedeutet: innovative Problemlösungen, schnelles Handeln und wirtschaftliches Arbeiten." Die Hertie-Stiftung legt Wert darauf, eigenes Know-how in ihre Projekte einzubringen. Ziel ist es, modellhafte Lösungen zu entwickeln, die vom Staat und anderen Trägern übernommen und in die Breite getragen werden können. Zur Deckung von Finanzierungslücken der öffentlichen Haushalte springt die Stiftung nicht ein. Vielmehr erwartet sie von ihren Partnern eigene Beiträge zum gemeinsamen Projekt - seien sie materieller oder ideeller Natur. Um ihren Effizienzgrad zu steigern, hat die Hertie-Stiftung im Jahr 2002 ihre Kostenrechnung und ihr Projektcontrolling weiterentwickelt.
Im Durchschnitt hat die Hertie-Stiftung in den vergangenen drei Jahren jährlich rund 30 Mio. Euro für ihre drei Förderbereiche bewilligt, 2002 waren es 42,7 Mio. Euro. Insgesamt werden derzeit 45 große Projekt betreut, die Stiftung hat 15 Lehrstühle zugesagt und 250 Stipendiaten gewinnen können.
Im Bereich der Neurowissenschaften, deren größter privater Förderer die Hertie-Stiftung in Deutschland ist, lag im letzten Jahr der Schwerpunkt im Ausbau des Hertie-Instituts für Hirnforschung (HIH) in Tübingen. Hier wurden alle Lehrstühle - zum Teil international - besetzt, die operative Infrastruktur eingerichtet und die Grundlagen für neue Formen der Forschungsorganisation gelegt. Im Frühjahr 2004 wird das HIH in Tübingen neue Räumlichkeiten beziehen. Zugleich hat die Stiftung im vergangenen Jahr mit der Einrichtung des ersten deutschen Instituts für Multiple Sklerose-Forschung Akzente gesetzt. Partner ist die Universität Göttingen. In Frankfurt hat die Stiftung eine erste Hertie-Nachwuchsgruppe am Max Planck Institut für Hirnforschung gegründet. Neben ihrem Engagement in der Neuro- Forschung unterstützt die Hertie-Stiftung MS-Selbsthilfegruppen und sozialmedizinische Projekte für MS-Patienten. 2003 wird außerdem das neue "Hertie Exzellenz Programm Neurowissenschaften" im Mittelpunkt der Fördertätigkeit stehen. Es wendet sich an junge Nachwuchsforscher, deren Abwanderung droht, weil sie, obwohl hochqualifiziert, nach den Vorschriften des Hochschulrechtes aus dem Forschungsbetrieb ausscheiden müssen. Die ersten Stipendien werden im Juni vergeben, die Nachfrage ist groß.
Im Bereich "Erziehung zur Demokratie" lag 2002 ein Schwerpunkt auf der Integration von Zuwandererkindern durch sprachliche Bildung und Begabtenförderung. Im Projekt "START" hat die Stiftung 40 Zuwandererkindern aus 16 verschiedenen Nationen ein Stipendien gewährt, damit sie die Hochschulreife erlangen können. Im Projekt "Deutsch und PC" bietet die Stiftung Zuwandererkindern mit mangelnden Deutschkenntnissen einen speziellen Schulunterricht in der Grundschule. Die Erfolge sind bereits nach zweijähriger Projektlaufzeit klar erkennbar: zum ersten Mal seit 10 Jahren haben an den Projektschulen keine Kinder die erste Klasse wiederholen müssen und die "stummen" Kinder sind aus dem Unterricht verschwunden. Ein weiteres Projekt im Rahmen der Demokratieerziehung ist der Bundeswettbewerb Jugend debattiert. Er soll an den weiterführenden Schulen die Kunst des demokratischen Dialogs und Diskurses pflegen. Die Stiftung hat hierfür die Unterstützung dreier weiterer Stiftungen gewinnen können und führt den Wettbewerb, der unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht, federführend durch. Bereits im ersten Projektjahr nahmen bundesweit 14.000 Schüler aus 160 Schulen teil. Die Sieger werden am 15. Juni 2003 beim Finale im Schloss Bellevue in Berlin ermittelt.
Im Bereich der "Europäischen Integration" konzentriert sich die Stiftung auf den Aufbau des Hertie Institute for Public Management in Europe in Berlin. Die Vorbereitungen sind im wesentlichen abgeschlossen, die personellen Entscheidungen, die im Jahr 2003 anstehen, werden im Zusammenwirken mit dem Projektpartner, der European School for Management and Technologie, getroffen werden.
Ein Projekt, für das die Stiftung im Jahr 2003 eine Fortsetzung ins Auge fasst, ist das Qualifizierungsprogramm für Verwaltungsbeamte der hessischen Partnerregion in Polen, Wielkopolska. Es wird gemeinsam mit der hessischen Staatskanzlei durchgeführt. Neu im Projektportfolio der Stiftung ist das seit 2002 im Aufbau befindliche Hochschulzentrum in Giurgiu und Rousse an der bulgarisch-rumänischen Grenze. Es soll die Studenten beider Länder im Geburtsort Canettis zu gemeinsamen Studien zusammenbringen. Hertie-Stiftung und Hochschulrektorenkonferenz arbeiten gemeinsam an diesem Ziel. Mit dem Start des "Gastdozentenprogramms Mittel- und Osteuropa" an der Universität Frankfurt ist es der Stiftung im Frühjahr diesen Jahres gelungen, zwei exzellente Professoren aus Prag und Budapest an den Main zu holen. Sie werden in den Fächern Jura und Chemie lesen. Weitere mittel- und osteuropäische Wissenschaftler werden im Rahmen des Programms in den nächsten drei Jahren an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Gast sein. Derzeit ist im Förderbereich Europäische Integration das Projekt KAFKA im Aufbau - hier ermöglicht die Stiftung jungen Krakauer Studenten, in ihren Semesterferien Praktika in kommunalen Einrichtungen der Partnerstadt Frankfurt am Main zu absolvieren.
In Hessen ist die Hertie-Stiftung mit weitem Abstand die größte Stiftung. Von ihrer Gesamtfördertätigkeit entfallen mehr als 20 Prozent auf dieses Bundesland. Hier sind vor allem die bildungspolitischen Aktivitäten der Stiftung beheimatet; eine enge Zusammenarbeit besteht darüber hinaus mit den Universitäten Frankfurt, Marburg und Kassel. In Frankfurt trägt die Stiftung derzeit mit einer Fördersumme von 4,3 Mio. Euro maßgeblich zur Wiedererrichtung der Alten Stadtbibliothek bei.
"Angesichts der erdrückenden Finanzlage, in der sich alle öffentlichen Haushalte befinden", so Dr. Michael Endres, "werden Non-profit-Organisationen im Allgemeinen und gemeinnützige Stiftungen im Besonderen künftig immer stärker an Bedeutung gewinnen. Die Hertie-Stiftung wird nach Kräften versuchen, dieser wachsenden Bedeutung mit einer sehr guten "Produktpalette" gerecht zu werden. Wir werten es als Bestätigung unserer Arbeit, dass uns bereits heute eine Vielzahl von Privatpersonen, Institutionen und Stiftungen mit eigenen Mitteln unterstützt. Von unseren Stipendiaten erhoffen wir uns, dass sie die Stiftung in die nächste Generation führen werden. "
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. In Fortführung seiner Pläne und auf Initiative der Kinder und Erben, Brigitte Gräfin von Norman und Hans-Georg Karg, wurde am 10. Dezember 1974 die "Gemeinnützige Hertie-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Erziehung, Volks- und Berufsbildung" mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. 97,5 Prozent der Anteile der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH wurden in diese Stiftung eingebracht. Seit 1998 ist dieses Kapital nicht mehr unternehmerisch gebunden.
Diesen Pressetext sowie die Rede des Vorstandsvorsitzenden, Dr. Michael Endres, anlässlich der Jahrespressekonferenz 2003 und den aktuellen Tätigkeitsbericht der Stiftung können Sie im Netz herunterladen: www.ghst.de
Kontakt:
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Information und Kommunikation
Claudia Finke
Tel.: 069 - 660.756.143 und 0170 - 27.26.975
FinkeC@ghst.de
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