BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen
BDU-Stimmungsbarometer Herbst 2002
Trübe Aussichten: Deutsche
Wirtschaft kommt auch bis Mitte 2003 nicht in Schwung
Bonn (ots)
Krise auf dem Arbeitsmarkt wird anhalten - Unternehmensberater konstatieren mangelnde Investitions- und Innovationsbereitschaft
Die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. beurteilen den Zustand der deutschen Wirtschaft deutlich negativer als noch vor einem halben Jahr. Fast 70 Prozent der Befragten beschreiben die derzeitige Lage in Industrie und Wirtschaft als schlecht bis sehr schlecht. Für die zukünftige Entwicklung machen die Unternehmensberater einen erschreckenden Mangel an Investitions- und Innovationsbereitschaft aus. Dies ist das Ergebnis des BDU-Stimmungsbarometers Herbst 2002, bei der 1.400 Unternehmensberater zur wirtschaftlichen Situation deutscher Unternehmen und zur Entwicklung in den kommenden sechs Monaten befragt wurden. Dies bedeutet eine deutliche Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Situation aus Beratersicht im Vergleich zum BDU-Stimmungsbarometer Frühjahr 2002, denn noch im Mai hatte der Anteil der Skeptiker bei nur 30 Prozent gelegen. Auch auf die Frage, wie viele Unternehmen in den kommenden sechs Monaten ihren Beschäftigten einen sicheren Arbeitsplatz werden bieten können, antworteten 88 Prozent mit "eher weniger oder weniger" (BDU-Stimmungsbarometer Frühjahr 2002: rund 70 Prozent der Befragten).
Ganz schwarz sehen die Berater die künftige Beschäftigungssituation in der Bauwirtschaft sowie im Kredit- und Versicherungswesen. Hier rechnen gut 95 Prozent beziehungsweise 88 Prozent mit einem weiteren Wegfall von Arbeitsplätzen. Auch für die Investitions-, Gebrauchs- und Konsumgüterindustrie kommt das BDU-Stimmungsbarometer mit jeweils über 70 Prozent zu einem negativen Ergebnis. Lediglich für die Branchen Energie/Wasser, Gesundheitswesen, Verkehr/Medien/IT (TIMES) und sonstige Dienstleistungen glauben zumindest mehr als 50 Prozent der Befragten, dass die Arbeitsplatzsituation in den kommenden sechs Monaten zumindest nicht gravierend schlechter wird.
Sorge bereitet den BDU-Mitgliedern die zurückgehende Bereitschaft deutscher Unternehmen, mit richtungsweisenden Produkt- oder Prozessinnovationen die Weichen für eine bessere Unternehmenszukunft zu stellen. Waren im Frühjahr noch rund 53 Prozent der Befragten von einer Zunahme der Innovationstätigkeit in Deutschland überzeugt, so schmilzt deren Anteil nunmehr auf knapp 42 Prozent ab. Hingegen steigt die Zahl der Skeptiker von 19,5 Prozent im Frühjahr auf 28,4 Prozent im Herbst. Die größte Innovationsfähigkeit trauen die Berater noch den Branchen TIMES (15,9 Prozent), den sonstigen Dienstleistungen (14,6 Prozent), der Investitionsgüterindustrie (13,6 Prozent) und dem Gesundheitswesen (12,8 Prozent) zu. Weit abgeschlagen landen Handel und Handwerk mit 2,8 Prozent und die Bauwirtschaft mit 1,2 Prozent Anteil der Befragten auf den hinteren Plätzen.
Auch die Ergebnissituation deutscher Unternehmen wird sich im kommenden Halbjahr nach Ansicht der befragten Berater weiter verschlechtern. Betroffen hiervon werden in erster Linie die Bauwirtschaft, Handel und Handwerk, das Kredit- und Versicherungswesen und die Konsumgüterindustrie sein. Etwas freundlichere oder zumindest gleich bleibende Unternehmensergebnisse prognostizieren die BDU-Mitglieder für die Branchen Energie/Wasser, sonstige Dienstleistungen sowie TIMES. Das mit einer schnellen Erholung der wirtschaftlichen Situation nicht zu rechnen ist, zeigen ebenfalls die Umfrageergebnisse bei den geplanten Investitionen. Danach bleibt vor allem das Klima bei den Inlandsinvestitionen stark unterkühlt. Gingen in der Frühjahrsumfrage beispielsweise noch 36 Prozent der befragten BDU-Berater von höheren Inlandsinvestitionen in der TIMES-Branche aus, so sind es in der aktuellen Herbstumfrage nur noch 13,1 Prozent (Energie/Wasser: Frühjahr 2002: 21,7 Prozent, Herbst 2002: 16,6 Prozent, Investitionsgüterindustrie: Frühjahr 2002: 23,2 Prozent, Herbst 2002: 10,5 Prozent). Auch die Bereitschaft deutscher Unternehmen im Ausland zu investieren nimmt in einigen Branchen markant ab. So sinkt der Anteil der befragten Berater, die Auslandsinvestitionen im nächsten Halbjahr prognostizieren, in der Konsumgüterindustrie von gut 41 Prozent auf knapp 31 Prozent, im Kredit- und Versicherungswesen von 42 Prozent auf rund 26 Prozent und in der TIMES-Branche von 50 Prozent auf 26 Prozent.
Die Motive für die getätigten Investitionen sind weitestgehend vom Wunsch nach Rationalisierung und Ersatzbeschaffung bestimmt. So werden das Kredit- und Versicherungswesen (58,1 Prozent), die Bauwirtschaft (56,3 Prozent), Handel und Handwerk über die Hälfte ihrer Investitionen alleine für kostensenkende Maßnahmen (Rationalisierung) einsetzen. Nennenswerte Budgets für zukunftsgerichtete Investitionen wie zum Beispiel für die Einführung neuer Produkte werden nach Ansicht der befragten Berater nur Unternehmen aus der TIMES- Branche, der Dienstleistungsbranche der Konsumgüterindustrie und dem Gesundheitswesen bereitstellen. Die Ausweitung der Produktionskapazitäten spielt bei den Motiven für Investitionen in allen zehn untersuchten Branchen so gut wie keine Rolle.
Im BDU-Stimmungsbarometer werden rund 1.400 Unternehmensberater aus BDU-Beratungsgesellschaften zur künftigen Entwicklung in der deutschen Wirtschaft befragt. Die onlinegestützte Befragung wird zweimal jährlich jeweils als Frühjahrs- und Herbststimmungsbarometer durchgeführt. Für insgesamt zehn Branchen Investitionsgüter-, Gebrauchsgüter- und Konsumgüterindustrie, Bauwirtschaft, Energie/Wasser, Handel/Handwerk, Kredit- und Versicherungswesen, Gesundheitswesen, TIMES (Verkehr/Medien/IT), sonstige Dienstleistungen geben die Berater ihre Einschätzung hinsichtlich der Ergebnissituation, der Umsatzentwicklung, der Innovations- und Investitionstätigkeit sowie der Beschäftigungssituation in deutschen Unternehmen für die kommenden sechs Monate ab.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. Klaus Reiners (Pressesprecher) Tel.: 0228/9161-16 Zitelmannstraße 22 53113 Bonn
Original content of: BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen, transmitted by news aktuell