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Beraterbranche kann sich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nur teilweise entziehen

Düsseldorf (ots)

BDU: Organisationsberatung in der Konjunkturschwäche gefragt -
   Trübe Stimmung in Industrie und Wirtschaft erschwert 
   Auftragsvergabe für innovative Projekte - 2003 wird das "Jahr der 
   Entscheidung" für den Standort Deutschland
Deutsche Unternehmen treten auf die Kostenbremse und greifen dabei
verstärkt auf die Kompetenzen von Unternehmensberatern zurück. Die
Nachfrage nach Organisationsberatung - das heißt nach Projekten mit
dem Ziel der Kosteneinsparung und Rationalisierung - stieg von 2001
auf 2002 um 35,7 Prozent. Der Gesamtumsatz der deutschen
Unternehmensberaterbranche ist 2002 jedoch mit 12,3 Milliarden Euro
im Vergleich zum Vorjahr (2001: 12,9 Milliarden Euro) um 4,5 Prozent
gesunken. Im Jahr 2001 hatte der Zuwachs noch bei 5,5 Prozent
gelegen. Diese Angaben machte der Bundesverband Deutscher
Unternehmensberater BDU e.V. bei seiner Jahrespressekonferenz und der
Präsentation seiner Marktstudie "Facts & Figures zum Beratermarkt
2002" am heutigen Tag in Düsseldorf. Sorge bereitet den Beratern die
Stimmung in deutschen Unternehmen. "Wenn nicht bis zum Sommer
eindeutige und konkrete Reformergebnisse von der Politik kommen, sehe
ich für die weitere wirtschaftliche Entwicklung schwarz. Die
politisch Verantwortlichen handeln grob fahrlässig, wenn sie jetzt
nicht endlich begreifen, dass die Zeit des Taktierens und
Lamentierens vorbei ist und die wirtschaftliche Abwärtsspirale
durchbrochen werden muss", machte BDU-Präsident Rémi Redley deutlich.
"Das Jahr 2003 wird zum 'Jahr der Entscheidung' für den Standort
Deutschland."
Während die klassische Managementberatung (Organisations- und
Strategieberatung) ein Umsatzwachstum von insgesamt 10,3 Prozent
verzeichnete, war die Entwicklung in den Beratungsfeldern
IT-Beratung/-Services (- 20,1 Prozent) und Personalberatung (- 15,0
Prozent) rückläufig. Die Entwicklung in der Managementberatung zeigte
sich allerdings uneinheitlich. Die Klientennachfrage nach
Organisationsberatung stieg deutlich an, hingegen sank der Anteil von
Strategieberatungsprojekten um 13,6 Prozent. Redley begründete die
für die Beraterbranche ungewöhnliche Entwicklung vor allem mit der
großen Zurückhaltung der Klienten bei der Auftragsvergabe von
innovativen Projekten. "Das Vertrauen in die wirtschaftliche, aber in
hohem Maße auch in die politische Entwicklung, ist zur Zeit völlig am
Boden", sagte Redley. Die Entwicklung der einzelnen Beratungsfelder -
Organisationsentwicklung rauf, IT-Beratung, Strategieberatung und
Personalberatung runter - unterstreiche, dass die so wichtigen
Investitionen in die Zukunft in Deutschland nicht mehr geleistet
würden und Stillstand herrsche. Daher erwartet der BDU für das
laufende Jahr 2003 einen gleichbleibenden Marktumsatz in der
Beraterbranche.
Von der sinkenden Umsatzentwicklung der rund 14.400
Beratungsunternehmen im Jahr 2002 waren sowohl die
Top-40-Beratungsfirmen mit - 4,2 Prozent, die mittelgroßen
Beratungsgesellschaften mit - 4,7 Prozent und die kleineren
Beratungsfirmen mit - 4,8 Prozent betroffen. Der Marktanteil der
Top-40-Berater lag fast unverändert bei knapp 50 Prozent. Deutlich
erhöht hat sich die Nachfrage nach Beratungsprojekten seitens des
Verarbeitenden Gewerbes mit einem Anteil von nunmehr 30,9 Prozent
(2001: 25,0 Prozent), dies entspricht einer Zunahme um rund 18
Prozent. Auch die Nachfrage der öffentlichen Hand stieg um rund 6
Prozent (Anteil auf der Nachfragseite 2002 von 8,9 Prozent, 2001: 8,0
Prozent). Die Banken und Versicherungen haben ihre Beratungsbudgets
nur unmerklich gekürzt (- 0,9 Prozent), jedoch den Verwendungszweck
verändert. Die Nachfrage des Kredit- und Versicherungswesens
verlagerte sich von IT-Innovationsprojekten hin zu
Kosteneinsparmaßnahmen und Prozessoptimierungen. Einen markanten
Nachfragerückgang von 20,1 Prozent verzeichnete 2002 die IT- und
Medienbranche, in der eine rückläufige Geschäftsentwicklung zur
Kürzung der Beratungsbudgets führte.
Ein Umsatzwachstum in der Beraterbranche im laufenden Jahr 2003
hält der BDU vor dem Hintergrund der unwägbaren wirtschaftlichen und
politischen Entwicklung für eher unwahrscheinlich. Allerdings sei zu
erkennen, dass die derzeitige und nun schon über ein Jahr währende
Verschiebung von Projekten zu einem größeren Investitionsstau in den
Kundenunternehmen geführt habe. "Kommen seitens der Politik rasche
und durchgreifende Reformen in den Feldern Arbeit, Steuern und
Gesundheit, dann entsteht durch die damit verbundene
Wirtschaftsdynamik auch zusätzlicher Beratungsbedarf", so der
BDU-Präsident. Zu den dringendsten Aufgaben in den Unternehmen zähle
die Verbesserung der IT- und Datensicherheit. Weiterhin würden durch
die Vorgaben von Basel II die Anforderungen an die Unternehmen
steigen, im Zuge der notwendigen Ratingverfahren umfangreiche
Anpassungen in der Organisation sowie in der strategischen
Orientierung vorzunehmen. Industrie und Wirtschaft hätten ebenfalls
großen Nachholbedarf, um die im Gesetz zur Kontrolle und Transparenz
(KonTraG) vorgeschriebenen Risikomanagementsysteme aufzubauen.
Die Beratungsgesellschaften selbst seien 2002 von
Umstrukturierungen nicht verschont geblieben. Diese Tendenz werde
auch 2003 anhalten. Die Erweiterung oder Fokussierung des
Dienstleistungsportfolios sowie die Optimierung der Kundenbeziehung
würden in den Mittelpunkt der eigenen Anstrengungen rücken. Aber
trotzdem ist sich BDU-Präsident Redley sicher: "Jede Krise bietet
auch Chancen - man muss sie nur nutzen!"
Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur
Zeit rund 16.000 Unternehmensberater und Personalberater organisiert,
die sich auf über 550 Management-, IT- und Personalberatungsfirmen
verteilen. Die Mitgliedsunternehmen erzielten 2002 einen Gesamtumsatz
von ca. 3,2 Milliarden Euro (2001: 3,3 Milliarden Euro).
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Klaus Reiners (Pressesprecher) 
Zitelmannstraße 22, 53113 Bonn
Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V.
Tel.: 0228/9161-20 oder 0172/23 500 58, eMail:  rei@BDU.de

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