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EuGH-Urteil zum Bereitschaftsdienst: Unternehmensberater warnen vor der übereilten Einstellung von Ärzten in Krankenhäusern

Berlin/Bonn (ots)

Gut einen Monat nach der Entscheidung des
Europäischen Gerichtshofs (EuGH), wonach die Bereitschaftszeit von
Klinikärzten als Arbeitszeit gilt, warnt der Bundesverband Deutscher
Unternehmensberater BDU e.V. die Krankenhäuser vor der Tendenz zur
übereilten Personalaufstockung. Der geschätzte Mehrbedarf von etwa
15.000 Stellen für Mediziner könne durch intelligente
Reorganisationsmaßnahmen deutlich gesenkt werden. Dieses
Sparpotenzial müsse zu aller erst ausgeschöpft werden, um dann die
notwendigen personellen Ergänzungen vorzunehmen, so der Verband.
Der Präsident des Verbandes, Rémi Redley, hält die Bewertung der
europäischen Richter, wonach Bereitschaftsdienst immer Arbeitszeit
sei, grundsätzlich für richtig. "Aus dem Urteil folgt aber nicht
zwingend, dass nun 15.000 Ärzte gesucht werden müssen." Vielmehr
empfehle er vor allem kleineren Krankenhäusern, ihre internen
Struktur- und Arbeitsabläufe zu optimieren. Damit werde im übrigen
auch ein Beitrag gegen die weitere finanzielle Belastung des
Gesundheitswesens geleistet.
Nach Ansicht der Berater gebe es im Klinikbereich immer noch ein
sehr hohes Maß an Optimierungspotenzial. Betriebswirtschaftliches
Ziel müsse sein, Personaleinsatz und Leistungserbringung möglichst
zur Deckung zu bringen. Diesem Ziel dienten zum Beispiel
Kostenanalysen von Leistungsprozessen, um damit Über- oder
Unterauslastungen aufzudecken. "Derartige Analysen existieren nur in
wenigen Kliniken", stellt Redley fest. Für eine bessere Organisation
von Arbeitsabläufen müssten aber Einzeltätigkeiten, Form und Art der
Arbeitsabläufe sowie das Zusammenwirken einzelner
Organisationseinheiten fachübergreifend untersucht werden.
Allgemeingültige Lösungen aus dem Lehrbuch könnten allerdings
nicht weiterhelfen. Denn Organisationsreformen hingen von der Größe
des Hauses, der Zahl der Abteilungen, der Land- oder Stadtlage oder
auch der Trägerschaft ab. "Oft ist es auch notwendig, traditionelle
Denkstrukturen und fehlende Veränderungsbereitschaft von Mitarbeitern
offen zu legen", so Redley, der auch Präsident des europäischen
Consulting-Dachverbandes European Federation of Management Consulting
Associations (FEACO) mit Sitz in Brüssel ist.
Konkret sei bereits die bessere Abstimmung von Arbeitsprozessen
und Dienstplänen bei Pflegekräften, Ärzten und Abteilungen sowie der
Aufbau einer gemeinsamen Unternehmenskultur mit zielorientiertem
Management hilfreich. So könne gleichzeitig eine deutlich höhere
Motivation beim Klinikpersonal erzielt werden. Auch eine bessere
Auslastung von diagnoseunterstützender Medizintechnik oder
Teilzeitmodelle würden Erleichterungen bringen.
Dabei führten betriebswirtschaftliche Optimierungen weder zu einer
Vernachlässigung von Bedürfnissen der Patienten noch zu
verschlechterten Arbeitsbedingungen des Personals. Im Gegenteil: "Der
Arzt, der in Zukunft mehr Zeit für den Patienten hat, weniger
administrative Arbeiten erledigen muss oder einfachere
Vertretungsregeln in Anspruch nehmen kann, ist motivierter und auch
produktiver", unterstreicht der BDU-Präsident. Das führe zu einer
Verbesserung der Patientenzufriedenheit und stärke die
Wettbewerbsfähigkeit von Kliniken.

Pressekontakt:

Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V.
Klaus Reiners (Pressesprecher)
Zitelmannstraße 22
53113 Bonn
Tel.: 0228/9161-20 oder mobil unter 0172/23 500 58
eMail: rei@BDU.de

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