BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen
BDU Thinktank "Mobilität gemeinsam nachhaltig gestalten"
Bonn/Bonn/Frankfurt a.M./München (ots)
Nachhaltige Mobilität erfordert ein ganzheitliches Denken und eine umfassende Strategie: Für die Mobilität der Zukunft gibt es nicht die eine, optimale Lösung. Regierungen, Unternehmen und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um eine Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen und effizienten Mobilitätslösungen zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt der neueste BDU-Thinktank "Verkehrswende" des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen BDU e.V. (BDU). Expert*innen aus den Beratungsgesellschaften Detecon, d-fine und TEAMWILLE haben in einem Themendossier ihre Einblicke und Lösungsansätze in die aktuellen Herausforderungen des Verkehrssektors zusammengefasst.
Der BDU und die Autor*innen aus den drei Beratungen, sowie Fachleute und Thinktank-Mitglieder sehen deutliche Anzeichen für neue Mobilitätsphase: Im Jahr 2021 machte der motorisierte Individualverkehr immer noch einen Anteil von knapp 87 Prozent am Modal Split im Personenverkehr in Deutschland aus. Auch wenn die einzelnen Fahrzeuge deutlich sauberer und leiser geworden sind, verursacht der motorisierte Verkehr durch die Emission von Klimagasen, Luftschadstoffen und Lärm sowie Flächeninanspruchnahme und Ressourcenverbrauch nach wie vor viele negative Umweltwirkungen. Er ist für rund ein Fünftel der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich.
Das Papier untersucht, wie verschiedene Treiber der Mobilität, etwa wie Demografie, Arbeitsmarkt, umweltfreundliche Verkehrsmittel oder Autonomes Fahren, die Verkehrsleistung und den Modal Split, also den Anteil der verschieden beteiligten Verkehrsmittel, beeinflussen. Dabei können sich unterschiedlich starke Auswirkungen entfalten. Zudem kommt es zu Kreuzeffekten, was die Komplexität erhöht. "Die aktuellen Veränderungen im Umfeld von Mobilität sehen wir als Bestandteil gesellschaftlicher Verantwortung. Als Beratungsunternehmen können wir den Wandel, mit unserer individuellen Expertise, aktiv mitgestalten" so Johannes Wille, Gründer der Beratung TEAMWILLE.
Mobilitätsakteur*innen sind daher aufgerufen, auf diese komplexen Auswirkungen mit neuen Strategien zu reagieren. Ein reines Mehr an Investitionen in bestimmte Verkehrssysteme wird nicht funktionieren, da Ökosysteme koexistieren. Hierin finden sich sowohl privatwirtschaftliche Akteur*innen wie Taxi- und Ride-Sharing-Anbieter*innen oder private Bahnen wie auch gemeinwirtschaftliche Organisationen, die Netze zur Verfügung stellen.
Das Papier spricht sich für Business-Ökosysteme aus. Das sind Partnerschaften, bei denen Unternehmen auf Augenhöhe interagieren, um Lösungen bereitzustellen, die ein Unternehmen allein nicht anbieten könnte. Das erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung, denn die Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen in einem Business-Ökosystem bringt Herausforderungen mit sich, wie z.B. technologische Integration, Risikomanagement, regulatorische und rechtliche Fragen, die Koordination der Zusammenarbeit sowie die Moderation von Interessenskonflikten und kultureller Unterschiede. Langfristig können aber hier erfolgreiche Strategien am besten entwickelt werden.
Der Anspruch der Verlagerung vom Individualverkehr hin zu Verkehrsträgern des Umweltverbundes bedeutet auch einen Ausbau der zugehörigen Infrastruktur mit entsprechend jahrlangem Vorlauf für Planung und Bau. "Hier ist Digitalisierung der Schlüsselfaktor zur schnelleren Realisierung von Verlagerungseffekten. Mittels dynamischer Verkehrssteuerung, angepasstem Engpassmanagement und KI-unterstützter Disposition können schnellere und bessere Entscheidungen getroffen werden. Im Ergebnis steigen die Kapazitäten, Verspätungen im System werden reduziert und eine robuste intermodale Reisekette kann aufgebaut werden. Auf diese Weise stärkt der Einsatz von Data Analytics über die nächsten Jahre die Mobilität", erklärt Thorsten Sickenberger, Leiter Mobilität & Transport bei d-fine.
Das Papier liefert Beispiele für neue Strategien: So bietet sich etwa ein dynamisches Kapazitätsmanagement anstelle von mehr Infrastruktur an. Üblicherweise ist der Ausbau von Verkehrswegen ein beliebtes Mittel zur Erhöhung der Kapazitäten. Jedoch ist es auch möglich, Kapazitäten durch digitale Lösungen dynamisch zu erweitern.
"Mit der Digitalisierung der Bahn-Infrastruktur und des Personen- und Güterverkehrs wird eine Steigerung der Betriebsleistung im Netz um 30 % angestrebt - das entspricht in Deutschland einem Zuwachs um 350 Mio Trassenkilometer", so Roland Keil, Leiter Travel, Transport & Logistics bei der Managementberatung Detecon. "Auch 5G-Konnektivität entlang von Autobahnen kann Staus reduzieren und den Verkehrsfluss optimieren."
Viel Potenzial bestehe auch bei Data Analytics: "Es gab im Mobilitätssektor schon immer viele Daten. Es kommt aber darauf an, diese intelligenter auszuwerten, miteinander in Verbindung zu setzen und zu einem datenzentrierten Handeln zu kommen", betont Roland Keil. "Ein Beispiel: Die Verkehrsvergabesysteme im öffentlichen Verkehr sind sehr schwerfällig. Der Zyklus solcher Vergaben passt nicht mehr zu heutigen dynamischen Entwicklungen. Verkehrsverträge sollten flexibler sein und es ermöglichen, Verkehre anhand aktueller Datenanalysen bedarfsgerecht durchzuführen."
Johannes Wille von TEAMWILLE ergänzt, "Und es benötigt die Konsequenz, sich mit der Nachhaltigkeit im Unternehmen auseinanderzusetzen. Ein Beispiel: Bei uns wird innerdeutsch nicht geflogen. Was auf den ersten Blick zunächst ineffizient klingen mag, ist genau das Gegenteil, wenn wir die einzelnen Aspekte genauer betrachten: Mit der Bahn kommen unsere Berater*innen entspannt ans Ziel, sparen Emissionen, können im Zug (besser) arbeiten und die Reisezeit so effizient nutzen."
Das Themendossier ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit dreier Mitgliedsunternehmen im BDU:
Detecon ist eine weltweit agierende Management- und Technologieberatung, die sich auf Zukunftskonzepte zur digitalen Transformation von Unternehmen fokussiert. Im Mittelpunkt stehen "Hyperconnectivity", die Vernetzbarkeit von allem für (Mehr-)Werte, sowie "Digitainability", der Einsatz von Digitalisierung zur Förderung von Nachhaltigkeit. Beide Konzepte setzen auf ein ganzheitliches und datengestütztes Vorgehen im Umgang mit Technologien, Strategien und Prozessen sowie der erfolgreichen Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle.
d-fine ist ein europäisches Beratungsunternehmen mit Fokus auf analytisch anspruchsvolle Themen, die von einem naturwissenschaftlich geprägten Team mit einem hohen Maß an Verantwortung für zukunftsfähige Lösungen und ihrer nachhaltigen technologischen Umsetzung bearbeitet werden. d-fine unterstützt Infrastruktur- und Mobilitätsunternehmen im Bereich Mobilität bei prozessualen und technologischen Veränderungen sowie auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit: Von der Entwicklung von Geschäftsmodellen und Strategien über Data-Analytics-Anwendungen bis zu anspruchsvollen Fachkonzeptionen und umfassenden IT-Systemintegrationen.
TEAMWILLE ist eine Projekt- und Transformationsberatung und begleitet Unternehmen bei ihren strategischen und operativen Veränderungen. Die Basis des Handelns bildet die Überzeugung, dass es für jedes Projekt und Unternehmen eine organisationsgerechte Vorgehensweise gibt und dass Menschen im Team mehr erreichen als jedes einzelne Teammitglied für sich. Mit einem Branchenschwerpunkt Mobility übernimmt TEAMWILLE Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt, fördert Diversität, nachhaltige Lösungen, soziale Projekte und neue Arbeitsmodelle.
Hintergrund:
In den BDU-Thinktanks arbeiten Unternehmens- und Personalberatungen themen- und projektbezogen zusammen. Im Mittelpunkt stehen aktuelle oder künftige Herausforderungen für Unternehmen und Organisationen am Wirtschaftsstandort Deutschland. Ziel ist es, Wirkungszusammenhänge und Lösungsansätze vorzudenken. Die Ergebnisse sollen Diskussionen anregen und zielgerichtete Aktivitäten anstoßen. Alle Thinktank-Expert*innen verfügen über ein hohes Spezialwissen im untersuchten Themenfeld.
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