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Rauchstopp in der Gefäßmedizin - S3-Leitlinie zielt auf den freiwilligen Rauchstopp ab und erreicht damit aktuell 90% der Rauchenden nicht

Rauchstopp in der Gefäßmedizin - S3-Leitlinie zielt auf den freiwilligen Rauchstopp ab und erreicht damit aktuell 90% der Rauchenden nicht
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Osnabrück (ots)

Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie (DGA) und die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) haben auf ihren Jahreskongressen in Leipzig vom 20.-23.09.2023 und in Osnabrück von 27.-30.09.2023 fachübergreifend das Thema Rauchstopp bei Gefäßpatienten diskutiert.

Als Goldstandard zur Verringerung von mit dem Zigarettenrauchen assoziierten Gesundheitsrisiken gilt der vollständige Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte. Laut DEBRA-Studie sind die meisten Rauchenden aber gar nicht zum Aufhören motiviert und nur noch knapp 10% von ihnen versuchen das ernsthaft. Von den Empfehlungen der S3-Leitlinie zum Rauchstopp der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF), die beim eigenmotivierten Rauchstopp ansetzt, werden daher entsprechend nur noch sehr wenige Betroffene erreicht.

Gesamtgesellschaftlicher Nutzen durch alternative Produkte

Gut belegt ist hingegen, dass alternative Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel das Zigarettenrauchen in großem Maßstab ersetzen können (Pesola et al. 2023). Das heute am meisten freiwillig genutzte Mittel sind hierbei E-Zigaretten, deren Evidenz zur Erreichung eines Rauchstopps dem der besten Medikamente ähnelt (Lindson et al., 2023). Wissenschaftlich belegt ist auch die Tatsache, dass die enorme Schädlichkeit des Rauchens im Wesentlichen auf die Schadstoffe aus der Tabakverbrennung zurückzuführen ist, und nicht auf die Suchtsubstanz Nikotin (RCP, 2016). Mathematische Modellierungen zeigen, dass der großflächige Umstieg von Rauchenden auf alternative Nikotinprodukte ohne Tabakverbrennung, darunter E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel, mit hoher Wahrscheinlichkeit positive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben dürfte. Diese Einschätzung gilt selbst dann, wenn potenzielle negative Auswirkungen, wie etwa der Einstieg in den Nikotinkonsum durch Nichtraucher oder ein Gateway-Effekt berücksichtigt werden.

Jetzt bestehendes Potential ausschöpfen

Rauchende Patienten mit nichtkardialen Gefäßerkrankungen stehen exemplarisch für die vielen Rauchenden, die nur sehr schwer zum Rauchstopp zu bewegen sind. Mit Blick auf den stagnierenden hohen Anteil Rauchender, sowohl bei diesen Patienten, als auch in Deutschland insgesamt, und angesichts der oben beschriebenen Evidenz, gilt es, neben allen bestehenden Maßnahmen endlich auch das Potenzial von alternativen Nikotinprodukten für die Rauchende und zugunsten der öffentlichen Gesundheit zu nutzen - so wie es Großbritannien und Schweden schon seit Jahren tun. Folgende Vorschläge können in diesem Sinne dazu beitragen, die genannten Potenziale für Betroffene auch in Deutschland entsprechend zu nutzen:

1) Am jeweiligen Risikopotenzial ausgerichtete, differenzierte wissenschaftliche Betrachtung alternativer Nikotinprodukte ohne Tabakverbrennung im Vergleich zu Verbrennungszigaretten

2) Grundsätzliche Implementierung des Prinzips der Schadensreduzierung im Rahmen nationaler Vorgaben, wie dem Tabakerzeugnisgesetz (TabakerzG) sowie internationaler Strategien, etwa der WHO Framework Convention on Tobacco Control (FCTC)

3) Der Jugendschutz und die Schadensreduzierung bei erwachsenen Rauchenden sind beide für sich genommen wichtig und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ein undifferenzierter Umgang mit alternativen Nikotinprodukten, z.B. bei Verfügbarkeit und Aromen, birgt die Gefahr, die Attraktivität eines möglichen Umstiegs zu mindern und damit letztlich die Neigung zum Weiterrauchen zu fördern, ohne dass dem Jugendschutz Genüge getan wird.

Die deutschen Gefäßmediziner sehen es als ihre Aufgabe an, dieses Thema gemeinsam mit anderen medizinischen Fachgesellschaften zur Verringerung der enormen Folgen des Zigarettenrauchens aktiv voranzutreiben.

Literatur:

DEBRA-Studie (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten): https://www.debra-study.info/

AWMF-S3-Leitlinie Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung, AWMF-Register Nr. 076-006, gültig bis 12/2025

Pesola F, Phillips-Waller A, Beard E, Shahab L, Sweanor D, Jarvis M & Hajek P. Effects of reduced-risk nicotine-delivery products on smoking prevalence and cigarette sales: an observational study. Public Health Res 2023;11(7)

Lindson N, Theodoulou A, Ordóñez-Mena JM, et al: Pharmacological and electronic cigarette interventions for smoking cessation in adults. Component network meta-analyses. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 9. Art. No.: CD015226. DOI: 10.1002/14651858.CD015226.pub2.

RCP Royal College of Physicians: Nicotine without smoke. Tobacco harm reduction. London, 2016

Pressekontakt:

Prof. Dr. Knut Kröger
info@thrombose-initiative.de

Original-Content von: Thrombose Initiative e.V., übermittelt durch news aktuell

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