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9-Euro-Ticket: Mehr Menschen fahren Bus und Bahn
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PRESSEMITTEILUNG
9-Euro-Ticket: Mehr Menschen fahren Bus und Bahn
Studie zeigt digital erfasstes Mobilitätsverhalten in der Region München
Nach der Einführung des 9-Euro-Tickets haben viele Menschen in der Region München ihr Mobilitätsverhalten geändert. Eine Studie der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass mehr als 20 Prozent der Teilnehmenden, die vorher keine öffentlichen Verkehrsmittel genutzt hatten, nun Bus und Bahn fahren. Gut ein Drittel war häufiger als zuvor im ÖPNV unterwegs. Als einziges Forschungsprojekt zum 9-Euro-Ticket erfasst die Untersuchung die tatsächlich zurückgelegten Wege digital.
Wie hat sich das 9-Euro-Ticket in der ersten Hälfte seines Angebotszeitraums auf das Mobilitätsverhalten in der Metropolregion München ausgewirkt? Rund 1.000 Erwachsene aller Altersstufen nutzen von Mitte Mai bis Mitte September eine Smartphone-App, die eigens für die Studie „Mobilität.Leben“ entwickelt wurde. Die App registriert Wege und Verkehrsmittel, sodass das Forschungsteam die Daten beispielsweise nach exakten Streckenlängen und Zeiträumen auswerten kann.
Erste Auswertungen der bis Mitte Juli erhobenen Daten zeigen: 35 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fuhren häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln, nachdem das 9-Euro-Ticket Anfang Juni eingeführt worden war. Drei Prozent nutzten seltener ihr eigenes Fahrzeug.
22 Prozent der Teilnehmenden waren vorher nicht Bahn und Bus gefahren und nutzten nun diese Angebote, ein Viertel von ihnen an mehr als drei Tagen pro Woche.
Erstmals im Juni weniger Autoverkehr als im Mai
„Es war nicht zu erwarten, dass sich das tägliche Verhalten wegen eines neuen Angebots radikal ändert. Umso höher einzustufen ist der Anteil der Menschen, die erstmals mit Alternativen zum eigenen Auto unterwegs sind“, sagt Studienleiter Prof. Klaus Bogenberger vom Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TUM. Diejenigen, die bislang nur oder hauptsächlich mit eigenen Fahrzeugen unterwegs waren, nutzten den öffentlichen Verkehr in der ersten Junihälfte intensiver als im Juli. „Die Menschen haben beim Start des 9-Euro-Tickets Bus und Bahn getestet“, sagt Bogenberger. „Wenn das Neue dann normal wird, klingt die Neugier wieder etwas ab. Aber das wichtige Ergebnis ist: Viele haben die öffentlichen Verkehrsmittel in ihren Alltag integriert.“
Die Studie zeigt auch: Menschen, die auch bislang schon regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln fuhren, nutzen dennoch vor allem am Wochenende weiterhin ihr eigenes Auto, vor allem für längere Strecken.
Die Projektergebnisse spiegeln sich auch in Daten wieder, die die Stadt München regelmäßig zum Verkehrsaufkommen erhebt: Erstmals gab es im Juni weniger Autoverkehr als im Mai. Rechnet man den Sondereffekt der Ferienzeiten raus, betrug die Differenz drei Prozent, während sonst von Mai zu Juni ein Plus von drei Prozent üblich ist. „Das klingt vielleicht zunächst nach einem kleinen Unterschied – aber dass es diese Änderung im Jahreszeitraum gibt, ist außergewöhnlich“, betont Forschungsteamleiter Dr. Allister Loder.
Einkommen unerheblich bei Bereitschaft für 9-Euro-Ticket
Zusätzlich zur Datenerhebung per App fragt das Forschungsteam die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer im Mai, im Juli und im Oktober nach ihren Einstellungen zum 9-Euro-Ticket, zu ihrer Bereitschaft, für den öffentlichen Verkehr zu zahlen, zum Klimawandel und weiteren Rahmenbedingungen sowie zu demographischen Daten.
Die Auswertung der ersten Befragung zeigt, dass Menschen, die ein Auto besitzen, und Menschen, die auf dem Land leben, eine leicht geringere Bereitschaft hatten, das 9-Euro-Ticket zu kaufen. Keinen Unterschied gab es aufgrund des Einkommens der Befragten.
Nach dieser Zwischenbilanz wird das Forschungsteam nicht nur das Mobilitätsverhalten während der zweiten Hälfte des 9-Euro-Ticket-Zeitraums erfassen, sondern auch den Verkehr in den anschließenden Wochen analysieren. Der kürzlich gegründete TUM Think Tank wird die Ergebnisse mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren sowie Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erarbeiten.
Öffentliche Präsentation:
Das Forschungsteam stellt die Zwischenergebnisse heute auf einer öffentlichen Veranstaltung vor und diskutiert sie mit Gästen und dem Publikum.
MCube SpeakerSeries „Zukunft der Mobilität“
„9EUR-Ticket | Halbzeitbilanz : Neue Impulse für die Mobilitätswende – was hat sich verändert und wie geht es weiter?“
Donnerstag, 21.7.2022, 18.30 Uhr - 20.00 Uhr
Deutsches Museum Verkehrszentrum
Am Bavariapark 5, 80339 München
(3 Euro Eintritt für das Deutsche Museum, Presse und Studierende freier Eintritt)
mit
• Fabienne Cantner (Verhaltensökonomin, Technische Universität München)
• Dr. Allister Loder (Verkehrswissenschaftler, Technische Universität München)
• Dr. Markus Siewert (Politikwissenschaftler, Geschäftsführer TUM Think Tank)
• Jana Kugoth (Redaktionsleitung Tagesspiegel Background Verkehr und Smart Mobility)
• Moderation: Oliver May-Beckmann (Managing Director MCube)
Mehr Informationen:
Zwischenbericht des Projekts „Mobilität.Leben“: www.hfp.tum.de/hfp/tum-think-tank/mobilitaet-leben/
Koordiniert wird die Studie der TUM und der Hochschule für Politik München (HfP) vom TUM Think Tank in enger Zusammenarbeit mit „MCube – Dem Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen“.
An der interdisziplinären Forschungsgruppe sind die Professuren für Verkehrstechnik, Data Analytics and Machine Learning, Economics, Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme, Fahrzeugtechnik, Innovation Research, Policy Analysis und Umwelt- und Klimapolitik beteiligt.
Begleitet wird das Projekt durch eine Kommission u.a. mit Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, der Landeshauptstadt München, des Münchener Verkehrsverbunds (MVV) und der Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG).
Hochauflösende Infografik: https://mediatum.ub.tum.de/1664554
Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Bogenberger
Technische Universität München (TUM)
Lehrstuhl für Verkehrstechnik
Tel: +49 89 289 22437
klaus.bogenberger@tum.de
Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 600 Professorinnen und Professoren, 48.000 Studierenden sowie 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006, 2012 und 2019 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.