E-Business - Was beschäftigt CIOs?
Untersuchung bei Großunternehmen in Deutschland
Bad Homburg (ots)
Die Mehrheit der deutschen Vorstände und Geschäftsführer drückt auf das Gaspedal, wenn es um das Thema E-Business geht. Der Druck des Marktes und der Konsumenten ist so hoch, dass auch ohne genaue Vorstellungen über Kosten und Ergebnisse E-Business-Projekte geplant und gestartet werden. Hierbei verlassen sich die Chief Information Officer (CIO) weitestgehend auf externe Unterstützung, da breites internes Know-how für die Realisierung der Projekte zu fehlen scheint. "Für viele Unternehmen ist es scheinbar wichtiger, überhaupt dabei zu sein", kommentiert Kjell Ulmfeldt, Geschäftsführer von Cap Gemini Deutschland. Vom 28. März bis 7. April 2000 ließ das Bad Homburger IT-Beratungsunternehmen eine Umfrage bei 102 deutschen Unternehmen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa durchführen. Das Ziel der Studie war es zu erfahren, mit welchen E-Business-Themen sich die Unternehmen zur Zeit beschäftigen.
Befragt wurden mehrheitlich (59 Prozent) Unternehmen mit 1.000 oder mehr Mitarbeitern. Ein Viertel beschäftigte zwischen 500 und 999 Mitarbeitern. Der Rest entfiel auf kleinere Unternehmen. Rund die Hälfte (49 Prozent) der befragten Firmen waren Industrieunternehmen, 42 Prozent waren Dienstleister, neuen Prozent zählten zum Handel.
Das wichtigste E-Business-Thema im Unternehmen der befragten CIOs ist für 23 Prozent der Unternehmen zur Zeit "Business to Consumer" (B2C), also alles, was den Einkauf und die Kommunikation von Endkunden mit den Unternehmen steuert. Hier wird der Druck deutlich, den die Konsumenten auf Unternehmen ausüben.
Dicht gefolgt wird das Front-End-Thema B2C von der Notwendigkeit zur "ERP-Integration" (20 Prozent) und zum Aufbau einer "E-Business-Architecture" (17 Prozent). "Die Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass es auf eine leistungsfähige Gesamtlösung ankommt, bei der die Prozesse, die hinter den Websites und ihren Versprechungen stehen, aufeinander abgestimmt sein müssen", wertet der schwedische E-Business Experte Ulmfeldt. Das Mittelfeld der Rangskala bilden "Call Center Integration" (15 Prozent) und die Beschaffung über das Internet, "E-Procurement" (14 Prozent). Nur 11 Prozent der Nennungen entfallen auf den Themenkomplex "Demand Chain Management", zu dem alle Aktivitäten rund um die Anlieferung von Waren zum Kunden gehören. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Thema allgemein neu ist und in Deutschland - im Gegensatz zu den USA - noch nicht als dringend angesehen wird. "Data Mining", mit nur zwei Prozent der Nennungen Schlusslicht in der Bedeutung, wird vermutlich noch nicht in seiner Verknüpfung mit dem E-Business gesehen.
Auf die Frage, weshalb E-Business-Projekte für das eigene Unternehmen so wichtig sind, nennen die CIOs drei Hauptgründe (Mehrfachnennungen waren möglich): Anpassung an den Wettbewerb (41 Prozent), Differenzierung vom Wettbewerb (35 Prozent) und die allgemeine Aufbruchstimmung im Unternehmen (34 Prozent). Es geht in erster Linie also um Marketing- und Absatzgesichtspunkte.
Als Initiatoren von E-Business-Projekten werden mit großem Abstand (58 Prozent) die Geschäftsführung bzw. Der Vorstand genannt. Die Nachfrage von Kunden nimmt mit 36 Prozent den zweiten Platz ein. Es stellt sich aber die Frage, inwieweit auch die Unternehmensleitung durch den Druck des Marktes und der Kunden E-Business-Projekte veranlasst hat. Mit 31 Prozent spielen auch die Fachbereiche sowie die IT-Abteilung selbst mit 25 Prozent eine wichtige Rolle bei der Initiierung von E-Business-Projekten. Auf breiter Front sehen also die Unternehmen hierarchie- und fachbereichsübergreifend die Notwendigkeit, am E-Business teilzunehmen.
56 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten bereits an einem konkreten E-Business-Projekt, wobei die Mehrzahl (79 Prozent) dieses zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht abgeschlossen hat. 26 Prozent aller befragten Unternehmen planen ein E-Business-Projekt, zwei Drittel wollen dieses Projekt in den nächsten drei bis sechs Monaten auch realisieren. Nahezu jedes fünfte Unternehmen (17 Prozent) hat noch kein konkretes Projekt in Planung.
Für die bereits laufenden bzw. geplanten Projekte (82 Prozent der Unternehmen) haben 29 Prozent der befragten Unternehmen (noch) kein Budget eingeplant, was z.B. darauf zurückzuführen sein könnte, dass die Unternehmen von der Dringlichkeit des E-Business-Projekts überrollt worden sind. 30 Prozent machen dazu keine Angabe oder wissen es nicht. Von denjenigen Unternehmen, die ein Budget eingeplant haben, liegt die überwiegende Mehrheit zwischen einer und drei Millionen Mark und mehr. Das unterstreicht einmal mehr, dass die meisten Unternehmen erkannt haben, dass es mit einer "bunten, poppigen Website allein nicht getan ist. Gefragt sind demzufolge leistungsfähige, aufeinander abgestimmte E-Business-Systeme, mit denen die Unternehmen für künftiges Wachstum und neue Geschäftsfelder gerüstet sind.
Nicht die Originalität oder besondere Schönheit der Website steht für die meisten Unternehmen im Vordergrund ihrer Überlegungen, sondern die Funktionalität und Zweckorientierung. So erwarten die Unternehmen von ihrem E-Business-Projekt vornehmlich beschleunigte Geschäftsprozesse, verbesserte individuelle Ansprache ihrer Kunden, Neukundengewinnung, Ausbau von Marktanteilen und Erschließung neuer Geschäftsfelder. Wichtig ist ihnen auch, dass bereits bestehende Systeme in die E-Business-Lösung integriert und somit weitergeführt werden können. Dies verwundert nicht bei den immensen Investitionen in ERP-Systeme und maßgeschneiderte Speziallösungen.
Bemerkenswert wenige der befragten Unternehmen mit einem laufenden bzw. geplanten E-Business-Projekt haben sich gründlich mit der Wirtschaftlichkeit ihres E-Business-Projekts auseinandergesetzt. Nur 27 Prozent haben eine exakte Kosten-Nutzen-Berechnung durchgeführt. Mit einer groben Kalkulation geben sich 30 Prozent dieser Unternehmen zufrieden, weitere 29 Prozent haben sogar nur Plausibilitäts-Überlegungen angestellt.
Ob E-Business ein Umsatzkatalysator ist, können die meisten der befragten Unternehmen mit einem laufenden bzw. geplanten E-Business-Projekt noch nicht genau abschätzen. So erwartet in den ersten zwei Jahren nach Projektdurchführung nur gut ein Drittel dieser Unternehmen einen Umsatzzuwachs zwischen weniger als einer und mehr als zehn Millionen Mark bis 17 Prozent rechnen überhaupt nicht mit einem Umsatzzuwachs, und nahezu die Hälfte dieser Unternehmen macht hierzu keine Angaben bzw. weiß es nicht so genau. Dies legt den Schluss nahe, dass es für die Unternehmen bei der Teilnahme am E-Business nicht unbedingt um Umsatzzuwächse, sondern um das Überleben als solches geht.
Zur Durchführung der E-Business-Projekte an sich wurden zwei Fragen gestellt: welche Schwierigkeiten bei der Implementierung auftreten können und, mit wessen Hilfe das E-Business-Projekt realisiert wird. Das größte Problem sehen die befragten Unternehmen bei der Einhaltung der zeitlichen Vorgaben (61 Prozent), und das, obwohl E-Business-Projekte überwiegend mit externen Beratern realisiert werden. Dies ist leicht nachvollziehbar, da der Zeittakt im E-Business wesentlich kürzer ist als im bisherigen Geschäftsalltag. Platz zwei unter den genannten Schwierigkeiten nimmt die Budgeteinhaltung (43 Prozent) ein. Dies lässt darauf schließen, dass die Projekte entweder nicht sauber geplant worden sind oder aber die beauftragten Beratungsunternehmen das Projekt nicht im Griff haben, was dann zu Mehrkosten führt.
E-Business spielt sich nicht nur auf der Ebene technischer Lösungen ab. Den Weg zur E-Company müssen auch die Mitarbeiter eines Unternehmens gehen. Andererseits sollten die externen Berater in der Lage sein, die Mitarbeiter ihrer Kunden für das Projekt zu motivieren und zu begeistern. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt die Umfrage: Auf Platz drei der Problemskala bei E-Business-Projekten rangieren "Reibereien" zwischen externen Beratern und eigenen Mitarbeitern (40 Prozent), hinzu kommen interne Interessenskonflikte zwischen Fach- und IT-Abteilungen (33 Prozent) als auch Probleme bei der User-Akzeptanz (32 Prozent), die sich als Hindernis für den reibungslosen Projektablauf erweisen. Auch hierbei wäre die moderierende Unterstützung der externen Berater gefordert.
Logischerweise tun sich die Unternehmen vor diesem Hintergrund dann auch schwer bei der Wahl ihrer Projektpartner (34 Prozent). Die rein technischen Problemstellungen treten in den Hintergrund. Benannt werden Schwierigkeiten bei der Architektur (27 Prozent), bei der Package-Auswahl (26 Prozent) und bei den Altsystemen (20 Prozent). Auch hier wäre eine qualifizierte Unterstützung, allerdings auf technischem Gebiet, sinnvoll.
Nur eine Minderheit (17 Prozent) der befragten Unternehmen verlässt sich bei der Realisierung von E-Business-Projekten auf die eigenen Ressourcen. Hier herrscht die Erkenntnis vor, dass es ohne qualifizierte externe Unterstützung nicht geht. Management-Beratungen und IT-Beratungen halten sich dabei mit 34 Prozent bzw. 28 Prozent fast die Waage. Die eleganteste Lösung wäre also die Beauftragung eines Beratungsunternehmens, das beides anbietet. Softwarehersteller kommen mit 34 Prozent zum Zuge, während Internet- oder Marketing-Agenturen mit 27 Prozent den letzten Platz unter den externen Dienstleistern belegen. Der Grund liegt auf der Hand: Sie können meist nur Front-End-Auftritte aber keine durchgängigen Lösungen, insbesondere Anbindungen an die bestehenden ERP- und Altsysteme, realisieren.
Cap Gemini Deutschland wurde im Februar 1998 gegründet und gehört zur französischen Cap Gemini-Gruppe, die an der Pariser Börse im führenden Index CAC40 notiert ist. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 40.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern Europas, den USA und Fernost. Der Umsatz betrug 1999 rund 4,31 Milliarden Euro. Das größte in Europa ansässige Managementberatungs- und Informationstechnologie-Unternehmen berät in weltweit rund 150 Büros seit 31 Jahren Kunden bei der Systemintegration, Software-Entwicklung und -Implementierung sowie Application Management. Cap Gemini wurde 1999 als bestes "europäisches Unternehmen des Jahres" ausgezeichnet.
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