Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Roland Berger: Teilfusion Siemens und Alstom liegt im Interesse von Deutschland und Frankreich
Michaele Schreyer gegen "nationale Abschottung" in der Industriepolitik

12.06.2004 – 16:43

Berlin (ots)

Der Unternehmensberater Roland Berger hält einen
Zusammenschluss von Sparten der beiden Industriekonzerne Siemens und
Alstom für sinnvoll. "Eine Gesamtfusion ist wenig sinnvoll." Aber die
profitablen Sparten Verkehrstechnik und Energietechnik könnten
durchaus zusammenpassen. Da sollte Bundeskanzler Gerhard Schröder
"die Franzosen überzeugen, dass dies im Interesse beider Länder
liegt", sagte Berger dem Tagesspiegel am Sonntag.
Schröder trifft sich an diesem Montag mit Frankreichs Staatschef
Jacques Chirac in Aachen. Ein Treffen der beiden Wirtschaftsminister
Wolfgang Clement und Nicolas Sarkozy zur Abstimmung der
industriepolitischen Interessen beider Länder wurde mehrfach
verschoben. Trotz der Unstimmigkeiten wegen Alstom soll aber noch vor
der Sommerpause ein Treffen stattfinden, erfuhr der Tagesspiegel aus
Regierungskreisen.
Frankreich will europäische Industriechampions bilden, von denen
Alstom einer sein soll. Das sei aber "Sache der Unternehmen. Sie zu
entwickeln ist nicht Aufgabe des Staates", kritisierte Kanzlerberater
Berger. Wenn allerdings die USA über ihren hohen Verteidigungsetat
indirekt die nationalen Technologiekonzerne fördere, dann müsse auch
Europa "seinen industriepolitischen Beitrag dazu leisten". Damit
möglichst viele globale Champions ihren Sitz und einen Großteil ihrer
Wertschöpfung in Deutschland oder Europa haben, so Berger.
Kritisch werden die industriepolitischen Pläne von Berlin und
Paris auch bei der Kommission in Brüssel gesehen. "Bevor Berlin und
Paris von der Kommission Industriepolitik fordern", sagte
Haushaltskommissarin Michaele Schreyer dem Tagesspiegel, "sollen sie
doch erst einmal die Beschlüsse von Lissabon umsetzen." Und die sehen
vor, Europa bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt zu
machen. Eine Politik der "nationalen Abschottung" lehnt Schreyer ab.
Das neue slowakische Kommissionsmitglied Jan Figel sagte: Wir sollten
nur die Rahmenbedingungen schaffen, in denen jedes Unternehmen die
Chance hat, zum lokalen, europäischen oder auch globalen Champion zu
werden. " Öffentliches Geld dürfe man nicht dazu nutzen, "um
Unternehmen harte Entscheidungen zu ersparen".
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