Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Scherbenhaufen an der Börse, Kommentar zu den Kapriolen der VW-Aktie von Christopher Kalbhenn

28.10.2008 – 20:55

Frankfurt (ots)

Mit dem Chaos, das am Dienstag im
Dax-Werte-Handel ausgebrochen ist, haben die Kapriolen der VW-Aktie 
den Gipfel der Absurdität erreicht. In der Spitze 296 Mrd. Euro 
schwer, war der Automobilbauer nach Marktkapitalisierung 
vorübergehend das teuerste Unternehmen der Welt. Überhaupt nicht mehr
nachzuvollziehen ist auch die Tatsache, dass die übrigen 29 Dax-Titel
zum Teil drastische Abschläge erlitten, weil die dringend zur 
Eindeckung benötigten VW-Aktien nur durch eine synthetische 
Transaktion, d.h. durch den Verkauf der anderen Index-Komponenten bei
gleichzeitigem Kauf des Dax-Futures, beschafft werden konnten. Dass 
der Dax bombenfest war, obwohl mit Ausnahme von VW phasenweise alle 
Titel des Index nachgaben, machte den Börsenhandel vollends zum 
absurden Theater.
Die beim Hessischen Wirtschaftsministerium angesiedelte 
Börsenaufsicht und die Deutsche Börse stellten allerdings fest, dass 
ein ordnungsgemäßer Börsenhandel stets gewährleistet war und auch 
keine Rechtsverstöße vorlagen, die eine Aussetzung des VW-Handels 
gerechtfertigt hätten. Darüber hinaus lehnte der Marktbetreiber eine 
Änderung des Dax bzw. eine Herausnahme von VW aus dem Index mit der 
Begründung ab, dass es dafür keine Vorkehrung im gültigen Regelwerk 
gebe. Nach Recht und Gesetz bzw. Regelwerk scheint somit alles in 
Ordnung gewesen zu sein.
Wenn die Verantwortlichen allerdings glauben, dass sie es dabei 
bewenden lassen und nun zur Tagesordnung übergehen können, irren sie 
sich gewaltig. Sie werden letztlich nicht umhin können, sich 
Vorkehrungen auszudenken, damit sich solche Marktverzerrungen, die 
den Börsenhandel zum schlechten Witz verkommen lassen, nach 
Möglichkeit nicht wiederholen. Ob rein formaljuristisch in Ordnung 
oder nicht, ist letztlich egal. Die VW-Kapriolen haben bei vielen 
Marktteilnehmern sowohl im Retail- als auch im institutionellen 
Bereich materielle Schäden angerichtet, sie hinterlassen einen 
Scherbenhaufen.
Image und Vertrauen in den Börsenhandel und den Dax, der sich als 
international anerkannte Benchmark für den deutschen Aktienmarkt 
etabliert hat, werden noch schwereren Schaden nehmen, wenn nichts 
geschieht. Das gilt gerade in einem Umfeld, in dem das Vertrauen in 
den Aktienmarkt ohnehin bereits sehr schwer angeschlagen ist.

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