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Börsen-Zeitung: Imageschaden für alle, Kommentar von Peter Roller zu den erneuten Qualitätsproblemen bei Bosch

11.02.2005 – 19:27

Frankfurt (ots)

Schon wieder hat Bosch Qualitätsprobleme mit
einem Zulieferteil. Man kann es drehen, wie man will, das Ansehen des
schwäbischen Vorzeigeunternehmens ist ramponiert. Zwar stammen sowohl
die fehlerhaften Lagerbuchsen für die Einspritzpumpen als auch das
beanstandete Teil an den Bremskraftverstärkern von Zulieferern, aber
Bosch-Chef Franz Fehrenbach wie auch DaimlerChrysler-Chef Jürgen E.
Schrempp betonen, dass die Verantwortung gegenüber den Kunden beim
eigenen Unternehmen liegt.
Das hilft diesen aber nur insoweit, als sie eine Adresse haben,
bei der sie Regress anmelden können. Im Fall der
Dieseleinspritzpumpen, die vor allem bei BMW und Mercedes-Benz zu
Produktionsstopps, Auslieferungsverzögerungen und Rückrufaktionen
geführt haben, wird in der Branche von ca. 200 Mill. Euro gesprochen.
Die Schadenersatzforderungen wird Bosch zumindest zum Teil an
seine Vorlieferanten weiterreichen, doch der Imageschaden dürfte noch
lange nachhängen. Dies gilt auch für die betroffenen
Automobilhersteller. Dem Kunden ist es letztlich egal, welcher
Herstellername auf der Einspritzpumpe seines Diesels steht. Wenn er
Probleme mit seinem BMW oder Mercedes hat, entlädt sich sein Zorn auf
das Automobilunternehmen.
Die jüngsten Geschehnisse werfen wieder einmal ein Schlaglicht auf
die durchaus zwiespältigen Entwicklungen in der Branche. Die
Automobilhersteller haben in den zurückliegenden Jahren ihre
Fertigungstiefe immer weiter verringert, die einstige traditionelle
Arbeitsteilung zwischen ihnen und den Zulieferern hat sich
grundlegend verändert. Heute müssen Zulieferer in wesentlichen Teilen
die Verantwortung und Entwicklungsinitiative für ganze Systeme oder
Module übernehmen. Gleichzeitig sehen sie sich durch die ihrerseits
einem immensen Wettbewerbsdruck unterliegenden Hersteller einem
gnadenlosen Preisdruck ausgesetzt.
Das zwingt die Zulieferer, auch bei den Fertigungskosten zu sparen
oder die Testphasen zu verkürzen. Dass das fehlerhafte
Dieselpumpenteil aus dem Niedriglohnland Tschechien stammt, mag
Zufall sein. Aber dass die Zulieferer mit ihren Erzeugnissen immer
billiger werden sollen, damit die Autohersteller damit werben können,
dass ihre Fahrzeuge immer besser, aber kaum teurer werden, rächt sich
eben dann und wann.
(Börsen-Zeitung, 12.2.2005)

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