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Börsen-Zeitung: Der nächste Sündenfall, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Wechsel an der Spitze der HSH Nordbank

16.08.2006 – 20:30

Frankfurt (ots)

So sieht also vorausschauende Planung eines
Landesbankchefs aus: Kaum hat er seinen Vertrag bis 2011 verlängert, 
wird 58-jährig das Mandat niedergelegt - "persönlicher Wunsch". 
Alexander Stuhlmanns Begründung: die Lebensplanung. Die kommt recht 
kurzatmig daher. Nun soll die Berufung des Nachfolgers "Kontinuität" 
bringen. Doch der ist nur zwei Jahre jünger. Was wird 2008, dem für 
den Börsengang der HSH Nordbank angepeilten Jahr, Hans Bergers 
Lebensplanung sein? Wo bliebe die "Kontinuität", optierte er für die 
gleiche Altersgrenze wie Stuhlmann? Pardon, so viel 
Fair-Value-Bewertung der gestrigen Äußerungen muss im bald auch den 
Landesbanken dräuenden IFRS-Zeitalter schon sein.
Verständlich wär's ja, wenn einer, der seit drei Jahrzehnten fest 
in der Sparkassengruppe verwurzelt ist, wenig Lust verspürte, sich 
gegen Ende der Karriere noch von den Zerberussen dieser Welt die 
Renditeziele diktieren zu lassen. Dieses Schicksal droht im Norden 
akut, wenn bald der WestLB-Anteil von 27% den Eigentümer wechselt - 
sofern die Investoren die Inhaberkontrolle der BaFin überstehen. Das 
ist kein Selbstläufer. Schon einmal scheiterte eine 
Beteiligungsgesellschaft an der 10%-Hürde: anno 2000 die Cobra mit 
ihrem Commerzbank-Investment. Sinn der Kontrolle: Banken sind, auch 
im Interesse der Volkswirtschaft, in hohem Maße auf Stabilität und 
Vertrauen angewiesen, als Spielball spekulativer Interessen - 
womöglich wie jenen von Private Equity? - indes denkbar ungeeignet.
Sparkassenpolitisch wäre die Hereinnahme - zumal solchen - 
privaten Kapitals ein neuer Sündenfall. Doch der wäre diesmal leicht 
zu bereinigen: Die HSH Nordbank fliegt aus dem Haftungsverbund, und 
schon gibt's nur noch zehn Landesbanken - ein willkommener Beitrag 
zur Konsolidierung. Aber vielleicht tritt ja noch ein weißer Ritter 
auf den Plan. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) ist zwar auch privat, 
gehört aber zur Familie. Die Kombination, wiewohl vertikal 
(Landesbank plus Sparkasse) und damit ebenso ein Sündenfall, ergäbe 
ein Traumduo. "Die Schaffung einer großen und schlagkräftigen Bank 
wäre für den Finanzplatz Hamburg und die gesamte Wirtschaftsregion 
Norddeutschland ein großer Schritt nach vorne", meinte schon 2001 ein
kluger Mann mit Blick auf einen Dreier der (zwei Jahre später zur HSH
Nordbank vereinten) Landesbanken von Hamburg und Kiel plus Haspa. Der
kluge Mann hieß übrigens Alexander Stuhlmann.
(Börsen-Zeitung, 17.8.2006)

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