Rheinische Post

Kommentar: Arznei-Verlosung ist unethisch

07.02.2020 – 21:32

Düsseldorf (ots)

Man kann die Eltern der Kinder, die an Spinaler Muskelatrophie leiden, so gut verstehen: Natürlich wollen sie möglichst schnell das neue Medikament haben, das die oft tödlich verlaufende Krankheit vielleicht stoppen kann. Darum ist es gut, dass Novartis nun das Mittel Zolgensma im Rahmen eines Härtefallprogramms zur Verfügung stellt, bevor es offiziell zugelassen ist. Solche Programme mit klaren Spielregeln sind vom deutschen Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen. Auch sind die hohen Kosten kein grundsätzliches Problem: Pharmaforschung ist teuer und von Rückschlägen begleitet, Hersteller müssen ihre Kosten wieder reinholen können. Was aber nicht geht ist das Verfahren, das sich Novartis ausgedacht hat, um die knappen Dosen zu verteilen: Erstmals in der Pharma-Geschichte soll lebensrettende Arznei verlost werden. Per Computer, was sich so seriös anhört, aber es bleibt eine Lotterie auf Leben und Tod. In Deutschland werden pro Jahr rund 50 Kinder mit der schweren Krankheit geboren. Bei 100 weltweit zu verteilenden Dosen kann man sich die Chance ausrechnen, ein Glückslos zu ziehen. Das kann es nicht sein.

Zweifellos stecken Hersteller und Krankenkassen in einem Dilemma. Doch dafür gibt es im deutschen Gesundheitssystem ein ethisch überzeugenderes Verfahren als das Los. Auch das Angebot an Spenderorganen reicht bei weitem nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Auch hier läuft vielen Patienten die Zeit davon. Doch man hat ein Prozedere mit klaren Kriterien und Ranglisten entwickelt, das den Umgang mit den knappen Organen regelt. Es ist unverständlich, warum der Schweizer Konzern nicht auf ein solches transparentes Verfahren setzt. Man kann nur hoffen, dass die Millionen-Lotterie nicht Teil des Marketings zur Produkteinführung ist.

Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2627

Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell

Places in this release
More stories: Rheinische Post
More stories: Rheinische Post
  • 07.02.2020 – 21:31

    Kommentar: Beschädigte CDU-Chefin

    Düsseldorf (ots) - Da fahren ein Hauptmann der Reserve und die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt der Bundeswehr am selben Tag nach Erfurt. Beide mit der gleichen Mission: ihre Truppen wieder auf Kurs bringen. Christian Lindner, der Hauptmann und FDP-Chef, setzt sich durch. Annegret Kramp-Karrenbauer, die Verteidigungsministerin und CDU-Chefin, muss ihre Forderung nach baldigen Neuwahlen aufgeben. Erfurt hat die Erosion ihrer Macht erkennbar gemacht. Der Durchmarsch ...

  • 07.02.2020 – 18:00

    Mönchengladbachs Christoph Kramer wird nicht mit Helm spielen

    Düsseldorf (ots) - Trotz wiederholter Kopfverletzungen will Christoph Kramer von Bundesligist Borussia Mönchengladbach nicht mit einem Helm spielen. "Ich muss sagen, dass ich kein Helm-Typ bin, ich habe mich entschieden, keinen Helm zu tragen. Ich habe schon vorher mal darüber nachgedacht, nicht erst seit der Schädelprellung, die ich mir am vergangenen Samstag zugezogen habe. Aber ich habe ja auch mal mit Maske ...

  • 07.02.2020 – 16:43

    NRW-SPD-Chef Hartmann verlangt von Ministerpräsident Laschet Eingreifen in Thüringen-Krise

    Düsseldorf (ots) - Sebastian Hartmann, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD, hat Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zum Eingreifen in die Thüringen-Krise aufgefordert. "Ich erwarte vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU und Ministerpräsidenten des größten deutschen Bundeslandes Armin Laschet, dass er das Desaster in Thüringen löst", sagte ...