Die Deutsche Bahn erklärt zum Beitrag "Pünktlichkeit der Bahn" von Stiftung Warentest:
Berlin/Frankfurt (ots)
Die Untersuchung von Stiftung Warentest zur Pünktlichkeit der Bahn ist interessant, aber weder in Methodik noch Ausführung überzeugend.
Mangelhaft sind aus Sicht der Bahn insbesondere folgende Punkte:
1. Maßstab der Pünktlichkeit
Die Bahn misst ihre Pünktlichkeit auf 5-Minuten-Basis, d.h. ein Zug ab fünf Minuten Abweichung vom Fahrplan gilt als verspätet. Dies macht deshalb Sinn, weil grundsätzlich eine Wartezeit der Züge aufeinander von fünf Minuten gilt. Im übrigen messen alle anderen europäischen Bahnen ihre Pünktlichkeit auf dieser Basis. Der Pünktlichkeitsmaßstab von Stiftung Warentest auf ein oder zwei Minuten Basis ist willkürlich gewählt - selbst Linienbusse oder Taxis erreichen im Vergleich zu häufig über mehrere hundert Kilometer laufenden Fernzüge der Bahn keine Pünktlichkeit auf der Basis von Stiftung Warentest, von Flugzeugen oder Autos ganz zu schweigen.
Die Bahn ist das mit Abstand pünktlichste Verkehrsmittel, was uns nicht daran hindert, alles daran zu setzen, noch besser zu werden.
2. Zeitraum und Anzahl der Stichproben sowie Methodik der Erfassung
Stiftung Warentest hat vom 16.06.2001 - 29.06.2001 auf verschieden Bahnhöfen bundesweit stichprobenartig versucht, die Pünktlichkeit zu erfassen. Abgesehen davon, dass eine Woche zuvor am 10.06.2001 der Jahresfahrplanwechsel stattfand und dieser sich natürlich - wie bei anderen Verkehrsträgern auch - "einspielen" muss, stellt sich die grundsätzliche Frage, wie repräsentativ die ermittelten Daten sind. Die Stiftung selber spricht von "Stichproben". Auch das von der Stiftung der Bahn gegenüber geschilderte Testverfahren und die Anzahl der Tester der Stiftung Warentest lassen belastbare repräsentative Daten über die Pünktlichkeit der Bahn nicht zu.
3. Hohe Anschlusssicherung beeinflusst Pünktlichkeit negativ
Zudem ist der Pünktlichkeitswert nur die eine Seite der Medaille - die andere Seite ist die Anschlusssicherung. Mit 96 Prozent Anschlusssicherung im Fernverkehr haben wir einen Spitzenwert erreicht. Die Anschlusssicherung, also das Warten auf verspätete Züge, hat Priorität bei der Bahn, zugleich aber auch seinen Preis: Automatisch verschlechtern wir - sozusagen "künstlich" - unsere Pünktlichkeitsstatistik. Würden wir Züge nicht warten lassen, könnte die Bahn noch zwei bis vier Prozentpunkte in der Pünktlichkeitsstatistik besser sein. Dies wäre aber nicht im Sinne von vielen Reisenden.
Das permanente Abwägen zwischen Anschlusssicherung und Pünktlichkeit ist im komplexen, vertakteten und spurgebundenen Verkehrsmittel Bahn eine logistische Herausforderung, die die Bahn u. a. mit computergestützten Einzelentscheidungen in sieben Betriebszentalen, den regionalen Transportleitungen und der Netzleitzentrale bewältigt. Dabei steht die Entscheidung für den Kunden, also die Anschlusssicherung eindeutig im Vordergrund.
4. Pünktlichkeitswert berücksichtigt keine äußeren, von der Bahn nicht zu beeinflussende Faktoren
Neben technischen Verspätungsursachen an Anlagen oder Fahrzeugen, die es bei der Bahn genau wie bei anderen Verkehrssystemen gibt, beeinflussen häufig vielfältige äußere Einflüsse den Bahnverkehr. Daran kann die Bahn leider nichts ändern - Suizide mit anschließenden stundenlangen Streckensperrungen aufgrund behördlicher Untersuchungen oder Bahnübergangsunfälle, die zu 96 Prozent auf Fehler von Straßenverkehrsteilnehmern zurückzuführen sind, wirken ebenso wie Blitzeinschläge in technische Anlagen oder umgestürzte Bäume auf die Pünktlichkeitswerte negativ. Hinzu kommt die Spurführung der Bahn - derartigen Störungen kann die Bahn systembedingt nicht einfach einige hundert Meter vor der betreffenden Stelle ausweichen und dann umfahren. Diese äußeren Faktoren verschlechtern die Pünktlichkeitsstatistik der Bahn durchschnittlich um drei bis vier Prozentpunkte.
Beispielhaft seien hier einige von der Bahn nicht zu beeinflussende Ereignisse in der Woche vom 20. bis 26 August genannt: 85 Mal hielten sich unberechtigterweise Personen im Gleis auf, was zu Gleis- bzw. Streckensperrungen und Zugverspätungen von rund 4.500 Minuten führte. Ebenso schlugen 18 Suizide mit rund 10.000 Verspätungsminuten zu Bu che. Auf Grund eines Hangrutsches nach einem Unwetter musste die Strecke Decin - Dresden gesperrt werden, was die Pünktlichkeitsstatistik mit rund 6.300 Minuten belastete.
In Magdeburg musste aufgrund einer behördlichen Anordnung ein einsturzgefährdetes Gebäude unmittelbar neben den Bahngleisen abgerissen werden. Deshalb musste die Bahn ihre Gleise sperren - rund 3.400 Minuten zu Lasten der Pünktlichkeit.
Die nicht repräsentativen Ermittlungen der Stiftung Warentest sind aus Sicht der Bahn zu relativieren. Das Ergebnis ändert nichts an der Tatsache, dass die Bahn eines der verlässlichsten und pünktlichsten Verkehrsmittel ist. Das soll keineswegs heißen, dass die Bahn nicht alles daran setzt und daran setzen muss, noch besser zu werden. Daran arbeiten wir: da die öffentliche Infrastruktur der Bahn gegenüber der Straße jahrzehntelang finanziell vernachlässigt worden ist, bringt die Bahn jetzt mit einem Kraftakt das Netz in Ordnung. Die Zahl der Baustellen bei laufendem Betrieb ist auf Rekordniveau. Ziel ist es, möglichst schnell zu höheren Reisegeschwindigkeit für die Kunden und damit auch zu noch mehr Zuverlässigkeit zu kommen.
Täglich verkehren rund 1.500 Reisezüge, 29.000 Regionalzüge und bis zu 7.000 Güterzüge auf dem 36.500 Kilometer langen Netz der Deutschen Bahn. Rund 4,5 Millionen Reisende nutzen täglich die Bahn. Allein im Fernverkehr werden bundesweit täglich rund 3500 Fernverkehrsanschlüsse gesichert.
Hinweis für elektronische Medien: Fernsehredaktionen können im folgenden Zeitfenster O-Töne von Hans-G. Koch, Vorstand Marketing/Vertrieb im Unternehmensbereich Personenverkehr, und Manfred Wagner, Leiter Zentrale Transportleitung, sowie Schnittmaterial von der Transportleitung und von Bahnhofs- und Zugszenen per Satelliten-Downlink erhalten:
Symbolrate: 6.111 / FEC 3/4 Tp (digital), 1 Slot ohne Anlage Datum/Uhrzeit: 30.08.2001 10:15 - 10:30 ME(S)Z Satellit: EUR Flug-Nr.: 1 Pos.: 28,5° Ost Tp: F6A Slot: uplink-Frequenz:14.212,830 MHz Pol.: TX Slot: downlink-Frequenz:12.712,830 MHz Pol.: RY Tonunterträgerfrequenzen: Übertragungsverfahren: QPSK Registriernr.: USI-14
Bei Überspielung per ATM Kontakt: Petra Markstein, Tel.: 0 30/25 75-13 32 (01 75/5 73 98 51).
Hörfunkredaktionen haben die Möglichkeit, am 30.8.2001 ab 11.00 Uhr auf der Website www.presseportal.de die selben O-Töne runterzuladen.
Kontakt:
Dieter Hünerkoch
Leiter Kommunikation
Tel.: (0 30) 2 97-6 11 30
Fax: (0 30) 2 97-6 19 19
E-mail: Medienbetreuung@bku.db.de
Internet: http://www.bahn.de
Hans-Georg Kusznir
Sprecher Fahrweg
Tel.: (0 69) 2 65- 3 20 0
Fax: (0 69) 2 65- 3 20 07
Herausgeber: Deutsche Bahn AG
Kommunikation, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin
Verantwortlich: Dieter Hünerkoch
Original-Content von: Deutsche Bahn AG, übermittelt durch news aktuell