Nehbergs "Karl-May-Denkmal" im Regenwald - Eine Klinik für die Waiãpi-Indianer
Aramira/Rausdorf (ots)
Nach nur zehn Monaten ist mitten im brasilianischen Dschungel ein kleines Paradies entstanden - die Urwaldklinik für das Volk der Waiãpi-Indianer, gebaut von den norddeutschen Menschenrechtsaktivisten Rüdiger und Annette Nehberg mit ihrer Organisation TARGET e.V.. Im Beisein von 250 Indianern und Repräsentanten der Indianerschutzbehörden aus Brasília fand am Wochenende die große Einweihungsfeier statt. Antonio Alves de Souza, Präsident der Behörde für indigene Gesundheit SESAI: "Ein wahres Vorzeigeprojekt für Brasilien, wie es bei den über 300 Indianervölkern des Landes kein zweites gibt.
Entdeckt wurden sie vor 45 Jahren bei Straßenbauarbeiten: die Waiãpi-Indianer im Bundesland Amapá im Nordosten Brasiliens. Klein von Statur, lange schwarze Haare und braune Haut, die meist mit roter oder schwarzer Pflanzenfarbe dekoriert ist. Nehberg: "Wenn sie sich ducken, verschmelzen sie mit den welken Blättern am Boden des Regenwaldes. Vielleicht wären sie bis heute noch unentdeckt, trügen sie nicht das auffallend rote Lendentuch. Im immergrünen Dschungel wirkt es wie eine Ampel." Sie leben traditionell im Wald von Jagd, Fischfang und Ackerbau und haben sich bewusst gegen die weiße Lebenskultur entschieden.
Das Schicksal der meisten übrigen Indianervölker blieb den zur Zeit 1200 Waiapí erspart. Ihr Territorium von der Größe halb Schleswig-Holsteins wurde zum Schutzgebiet erklärt und ihnen übereignet. Das größte Problem ist die Gesundheitsfürsorge. Bisher gab es nur Erste-Hilfe-Stationen, auch eine von Nehbergs Menschenrechtsorganisation TARGET. Patienten mit schweren Krankheiten und Verletzungen mussten aufwendig in die Landeshauptstadt Macapá gebracht werden. Das blieb nicht ohne Folgen. Oft holten sie sich zusätzliche Krankheiten weißer Zivilisation. Krankheiten, gegen die Indianer keine Abwehrkräfte besitzen. Da sie grundsätzlich in Begleitung ihrer Familien nach Macapá reisen, ist die Gefahr von Ansteckungen umso größer. Dieses Risiko soll mit der kleinen Klinik reduziert werden.
Das Projekt besteht aus drei Gebäuden. Herzstück ist das Rundhaus mit Patientenräumen und Behandlungszimmern. Die Indianer haben es mit ihren zum Weltkulturerbe erklärten Zeichnungen geschmückt. Ein Gebäude mit Labor und Gynäkologie/Geburtshilfe sowie ein Mitarbeiterhaus mit großer Urwaldterrasse komplettieren den Komplex. "Für die Waiãpi ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen", sagt Häuptling Kaitona, "es ist wichtig, dass mein Volk hier im Wald behandelt werden kann und weniger in das Gebiet der Weißen muss."
Die Winnetou-Fans Annette und Rüdiger Nehberg sind überzeugt: "Das hätte Karl-May sicher nicht gedacht, dass er zu seinem 100. Todesjahr noch Ur-Initiator eines solchen Projektes ist." Für die beiden Menschenrechtler ist die Gesundheit der Indianer auch ein Beitrag zum Schutz des Regenwaldes. "Solange die Waiãpi im Wald leben, ist dieser vor dem Zugriff der Gold- und Holzindustrie geschützt. Die Indianer leben in Einklang mit dieser für die Welt überlebenswichtigen Ressource."
TARGET e.V. wurde 2000 von Rüdiger und Annette Nehberg gegründet. Hauptziel der Organisation ist der Kampf für ein Ende von Weiblicher Genitalverstümmelung vor Ort - mit dem Islam als Partner. 20 Jahre lang hat sich Rüdiger Nehberg zuvor mit spektakulären Aktionen für das Volk der Yanomami-Indianer in Brasilien stark gemacht. Bis ihnen ein relativer Schutz durch die Regierung gesichert war. Auf einem Vortrag Rüdiger Nehbergs lernte er Annette kennen, die sich ebenfalls für die Indianer einsetzen wollte. So wurde Karl May auf seine alten Tage noch zum Kuppler. Nach Nehbergs letzter Atlantiküberquerung auf dem selbstgebauten Gefährt THE TREE besuchte das Paar im Februar 2000 zum ersten Mal die Waiãpi-Indianer. 2003 bauten sie mit TARGET eine Krankenstation in deren Schutzgebiet. Die Ausstattung sowie die personelle Besetzung dieser Krankenstation und der Urwaldklinik werden von der Behörde für indigene Gesundheit, SESAI, übernommen.
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