Olympia Sydney 2000: Grimme-Preisträger Jürgen Stähle leiht internationalen Sportstars seine Stimme
Hamburg (ots)
"Ein guter Dolmetscher ist immer einen Satz voraus." Nach dieser Devise arbeitet Simultan-Dolmetscher Jürgen Stähle (51), der das deutsche Fernsehpublikum während der Olympia-Übertragungen des Ersten und des ZDF im Wechsel mit seinem Kollegen Detlef Bruck-Willberg bei allen Live-Interviews auf dem laufenden Gesprächsstand hält. Blitzinterviews unmittelbar nach den Wettkämpfen übersetzt er ebenso wie Studiogespräche - die Arbeitstage in Sydney sind für Jürgen Stähle nur begrenzt planbar. Sie bestehen aus achtstündigen Bereitschaftsdiensten, die von Überraschungen leben. "Natürlich freue ich mich über Studiogäste wie Michael Johnson oder Maurice Greene - sympathische Leute, die etwas zu erzählen haben", sagt Stähle. Beide Gäste des "Sydney Boulevards" im Ersten hat er simultan übersetzt. Pro Tag kommt er auf zehn bis zwölf Interviews, übersetzt Filmbeiträge, recherchiert, um sich möglichst perfekt auf die Gäste vorzubereiten. Englisch und Französisch sind seine Arbeitssprachen, und natürlich seine Muttersprache Deutsch.
Seit 18 Jahren mischt der Stuttgarter Stähle im Fernsehgeschäft mit, ist seit Los Angeles 1984 bei allen Olympischen Sommerspielen dabei gewesen, seit Albertville 1992 auch bei den Winterspielen. Besonders gern arbeitet er auch bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften - Tokio 1991 war seine erste. Im vergangenen Jahr bekam er einen Grimme-Preis Spezial mit Gold für "herausragende Simultan-Übersetzungen im Fernsehen", wie es in der Begründung hieß. Oft sind das Übersetzungen aus dem Bereich des Sports. Doch er kennt sich auch auf anderen Feldern aus. Die Politik, eine Handvoll Banken, aber auch Wirtschaftsunternehmen zählen zu seinem Kundenkreis. Daneben übersetzt er Fachliteratur, etwa aus der Medizin.
Neben dem Ersten und dem ZDF zählen zahlreiche Dritte ARD-Programme zu Stähles Kunden - und der deutsch-französische Sender ARTE, der ihm als Frankreichkenner besonders am Herzen liegt. Außer in Mainz, wo er bereits mit 21 Jahren sein Dolmetscher-Diplom erwarb, studierte er in Paris und Genf.
Die Kollegen von Jürgen Stähle in den Teams von ARD und ZDF schätzen seine Art, sich in die Personen hineinzuversetzen, die er lebendig übersetzt und interpretiert, wie er sagt: "Bei der EU-Kommission in Brüssel gehört es zum guten Dolmetscher-Ton, sich stark zurückzunehmen. Hier bei Olympia ist es ja ein bisschen auch Unterhaltung - da darf es zum Glück ein wenig lebendiger zugehen."
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