NDR Norddeutscher Rundfunk

ARD und "Stern": Verfassungsschutz warnte den US-Geheimdienst CIA schon im März 1999 vor einem der drei Hamburger Todespiloten vom 11. September

13.08.2003 – 07:00

Hamburg (ots)

Der US-Geheimdienst CIA hatte nach Recherchen von
ARD und "Stern" seit März 1999 einen der drei Hamburger Todespiloten
im Visier - und ließ ihn gewähren. Es handelte sich dabei um Marwan
al-Shehhi, der die Boeing steuerte, die am 11. September 2001 in den
Südturm des World Trade Centers flog, berichtet das Hamburger Magazin
"Stern" in seiner neuen, am Donnerstag, den 14. August, erscheinenden
Ausgabe. Am gleichen Tag sendet Das Erste um 23 Uhr die
NDR-Dokumentation "Die tödlichen Fehler der Schlapphüte - Wie die
Todespiloten den Geheimdiensten entkamen".
Die CIA wusste damit zweieinhalb Jahre vor den Anschlägen in New
York und Washington detailliert Bescheid über al-Shehhi, der aus den
Vereinigten Arabischen Emiraten stammte. Der US-Geheimdienst kannte
seinen Namen, seine Nationalität, seine Handy-Nummer und war darüber
informiert, dass er in Deutschland studierte und dort engen Kontakt
unterhielt zu dem im Hamburg lebenden Deutsch-Syrer Haydar Zammar.
Zammar war der CIA seit 1993 als ein Drahtzieher der al-Qaida in
Deutschland bekannt. Er wurde deshalb von der CIA und von deutschen
Geheimdiensten überwacht.
Damit war die CIA frühzeitig informiert, dass al-Shehhi als
mutmaßliches al-Qaida-Mitglied galt. Weil aber die CIA diese
Information nicht an das FBI, das State Department, die
Einwanderungsbehörde weitergab, konnte al-Shehhi am 30. Mai 2000 in
die USA einreisen und in Florida eine Pilotenausbildung absolvieren,
berichten ARD und "Stern".
Die CIA bekam nach Recherchen von ARD und "Stern" ihre
Informationen über al-Shehhi vom Bundesamt für Verfassungsschutz
(BfV). Das BfV hatte damals den Deutsch-Syrer Zammar überwacht und
dabei auch sein Telefon abgehört. Als sich im Januar 1999 ein
"Marwan" bei Zammar meldete, dehnten die Verfassungsschützer Ihre
Ermittlungen aus. Bereits zwei Monate später gaben sie ihre
Informationen an die CIA weiter.
Obwohl der Verfassungsschutz beim islamistischen Terrorismus mit
der CIA kooperierte, wurde er vor zwei Wochen im 800seitigen
Abschlussbericht der US-Behörden gerüffelt: Wegen "rechtsstaatlicher
Hürden" dürfe er islamische Fundamentalisten nur eingeschränkt
beobachten. Die Bundesregierung habe "islamistische Gruppen nicht als
Bedrohung empfunden und war unwillig, relevante Ressourcen auf das
Ziel anzusetzen."
Tatsächlich, so ARD und "Stern", waren die deutschen
Verfassungsschützer über das Umfeld der Hamburger Terrorzelle gut
informiert und unterrichteten die CIA. "Es gab jedoch keinen
Rückfluss", bestätigten deutsche Sicherheitskreise der ARD und dem
"Stern".
ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=6561

Rückfragen bitte an:

Martin Gartzke

Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Telefon: 040 / 4156-2300
Fax: 040 / 4156 2199

Original content of: NDR Norddeutscher Rundfunk, transmitted by news aktuell

Places in this release
More stories: NDR Norddeutscher Rundfunk
More stories: NDR Norddeutscher Rundfunk
  • 10.08.2003 – 11:00

    "Talk & Spiele. Die andere Wochenschau": Game- und Talkshow mit Journalisten

    Hamburg (ots) - Was kommt dabei raus, wenn man "Dalli Dalli" mit dem "Presseclub" kombiniert? Auf jeden Fall jede Menge Spaß! "Talk & Spiele. Die andere Wochenschau" verbindet Game- und Talkshow: Zwei Mannschaften aus je zwei Mitspielern und einem "Kapitän" kämpfen in schnellen Spielen um das Höchste - ihre Ehre, denn die Kandidaten sind Vertreter der ...

  • 08.08.2003 – 15:25

    Neuer Titel, neues Design, neues Konzept: "Sportclub" im NDR Fernsehen

    Hamburg (ots) - "Der 1. SC NDR ist gut in die neue Saison gestartet," sagte NDR Fernsehprogrammdirektor Dr. Jürgen Kellermeier am Freitag, 8. August, vor Journalisten. Alle Sportsendungen im NDR Fernsehen laufen in Zukunft unter dem Oberbegriff "Sportclub" (SC). Neu sind vor allem die beiden Magazine "Sportclub aktuell und "Sportclub live". Außerdem im Club: ...

  • 07.08.2003 – 12:34

    NDR 90,3: Gefahr durch Brust-Implantate

    Hamburg (ots) - Mindestens 2.000 Frauen in Deutschland haben zwischen 1995 und 1999 ein Brust-Implantat der Marke "Trilucent" eingesetzt bekommen. Dieses Implantat ist mit Soja-Öl gefüllt. Das kann gefährliche Folgen für die Frauen haben. Deswegen hat der Hersteller das Produkt vom Markt genommen - und fordert alle Frauen dringend auf, das Implantat entfernen zu lassen. Doch bisher haben sich nur knapp die Hälfte ...