Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zu Bahnchef Mehdorn

05.02.2009 – 05:00

Köln (ots)

Der Stern von Bahnchef Hartmut Mehdorn sinkt rapide:
Brüchige ICE-Achsen, eingeführte und kurz später wieder kassierte 
Schaltergebühr, umstrittene Berufung des Gewerkschafts-Chefs Norbert 
Hansen zum Personalvorstand, Bonus-Affäre - eine glückliche Hand hat 
Mehdorn schon lange nicht mehr. Und noch seltener präsentierte er der
Öffentlichkeit plausible Erklärungen für Vorgänge im Staatskonzern. 
Sein Rücktritt wurde so bei fast jedem Missgriff gefordert. Doch so 
eng wie in der Datenaffäre war es für den Bahnchef noch nie. Einem 
Politiker nach dem anderen reißt der Geduldsfaden. Und bislang hat
niemand von politischem Gewicht die Hand zu Mehdorns Unterstützung 
gehoben. Unterstützern hat Mehdorn es aber auch denkbar schwer 
gemacht. Erst auf massiven öffentlichen Druck räumte er Fehler ein. 
Und als er sich dann endlich halbherzig zu der dringend nötigen 
Entschuldigung an seine Mitarbeiter durchrang, da musste er kurz Zeit
später bereits eine weitere Verfehlung des Unternehmens einräumen, 
weil die Aufklärung der Affäre nur quälend langsam vorankommt. 
Wohlgemerkt: Mehdorn hat durchaus seine Verdienste. Mit
harter Hand sanierte er den Staatskonzern. Jetzt wirft er so
sogar hohe Gewinne ab, dass ohne die Finanzmarktkrise wohl der 
Börsengang der Bahn geglückt wäre. Aber ein wiederholter 
Datenabgleich, der 173000 Mitarbeiter - vom Schaffner bis zur
Führungskraft - unter Generalverdacht stellt, das offenbart
gegenüber Mitarbeitern und der Politik einen derartigen Mangel an 
Gespür, dass er als Leiter eines Staatskonzerns untragbar ist. Der 
Bund sollte den Bahnchef auswechseln. Kein dringender 
Sanierungsbedarf, kein Tarifstreit, kein naher Börsengang - jetzt ist
die richtige Zeit dafür. Die Bahn muss vielmehr das Vertrauen der 
Mitarbeiter wiedererlangen und das ramponierte Image in der 
Öffentlichkeit aufpolieren. Und für diese Aufgabe ist Mehdorn mit
Sicherheit nicht der richtige Mann.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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