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Bayern2Radio
Sonntag, 17. Juni 2007, 9.05 Uhr
Broadway am Gärtnerplatz
Der Fall Fritz Fischer - Eine Operettenkarriere im Dritten Reich

München (ots)

Mindestens vier Mal sah Adolf Hitler seine
Lieblingsoperette "Die lustige Witwe" am Münchner 
Gärtnerplatztheater. Die Aufführung wurde legendär, nicht minder 
Johannes Heesters als umjubelter Graf Danilo. Doch niemand kennt den 
Mann, der den ganzen Bühnenzauber entfachte: Fritz Fischer, von 
Gauleiter Wagners Gnaden Intendant der frisch renovierten Bayerischen
Staatsoperette, die er "auf Wunsch des Führers zur ersten 
Operettenbühne Deutschlands entwickeln" sollte. Und das gelang ihm 
scheinbar spielend. Nicht indem er der kleinbürgerlichen 
Nazi-Ästhetik huldigte, sondern indem er den Broadway an den 
Gärtnerplatz brachte: große Shows mit Tanz- und Bildeffekten, mit 
Nackttänzerinnen und verjazzten Arrangements - so wie er es in den 
1920er Jahren in den USA gelernt hatte.
Der "kleine Fritz Fischer aus Backnang" war ein Hasardeur, maßlos 
in Erfolg oder Pleite, ein Abenteurer, der alles auf eine Karte 
setzte. Als ihm das Schicksal in Gestalt des besagten Münchner 
Gauleiters unerwartet eine Trumpfkarte zuspielte, griff er skrupellos
zu. Er machte sich damit nicht nur Freunde, provozierte durch seinen 
luxuriösen Lebensstil, wurde wegen einer Vergewaltigungsklage erst 
suspendiert, dann wieder rehabilitiert. Ein Mephisto der Operette, 
der - freilich anders als Gründgens - Memoiren diktiert hat. Dieses 
bisher unveröffentlichte Skript diente Stefan Frey als Material 
seines diabolischen Schelmenstücks mit Musik.
Fotos über www.br-bildarchiv.de oder Tel. 089 - 5900 3040.

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