Die Insel, der Tourismus und wir
Im Dialog: Zukunftsforum Sylt
Das Coronavirus hat das Leben auf der Insel nachhaltig verändert. Auch die Zukunft des Tourismus muss auf den Prüfstand: Qualität statt Quantität, Resonanz statt Ignoranz.
Zu viel, zu voll, zu laut, zu fremdbestimmt. Sylt war in den vergangenen Monaten vieles - gefühlt aber selten im Gleichgewicht zwischen Heimat- und Urlaubsinsel. Das führte zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und einseitigen Bestandsaufnahmen. Der Ton wurde rauer, die Argumente seichter und die Gräben tiefer. "Dabei stimmen wir doch alle, die wir mit und von der Insel leben grundsätzlich hinsichtlich ihrer Ausrichtung als liebens- und schützenswerten Lebens- und Arbeitsraum überein. Uns allen ist bewusst, dass die Ressourcen der Insel begrenzt sind und quantitatives Wachstum nicht wünschenswert ist. Anstatt weiter aneinander vorbeizureden, sollten wir endlich anfangen, lösungsorientiert miteinander zu reden,", so Sylt Marketing-Geschäftsführer Moritz Luft.
Auf Grundlage dieser Überlegungen möchte die SMG gemeinsam mit den insularen Tourismusorganisationen und Gemeinden einen mehrstufigen Dialogprozess anstoßen. In einem ersten Schritt sollen die unterschiedlichen Meinungen und Argumente zusammengetragen werden, die im Rahmen eines daran anschließenden Zukunftsforums transparent und faktenbasiert diskutiert werden sollen. "Unter Berücksichtigung der politischen und rechtlichen Handlungsspielräume möchten wir gemeinsam Leitplanken für einen Tourismus erarbeiten, der die Basis für unser Leben schafft, aber unsere Insel nicht überfordern darf", fasst Katrin Fifeik, Amtsvorsteherin der Gemeinden List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Hörnum, zusammen.
Zentrale Plattform dieses konstruktiven Austausches ist das Zukunftsforum, das im November mit Vertretern aller insularen Interessens- und Meinungsgruppen sowie mit externen Fachleuten stattfinden soll. "Es ist Chance und Herausforderung zugleich, das Selbstverständnis der Insel und damit auch die touristische Entwicklung Sylts auf den Prüfstand zu stellen. Dabei wird das grundlegende Prinzip der Resonanz, also der Wunsch nach nachhaltigen Beziehungserfahrungen, enorm wichtig werden", so Luft. Die Ergebnisse des Forums sollen künftigen Beschlussfassungen als Orientierungshilfe dienen und den Rahmen für langfristiges Handeln abstecken. In nachfolgenden Diskussionsrunden sollen außerdem lokale Aspekte einfließen und Erkenntnisse daraus in den weiteren ortpolitischen Diskurs eingebracht werden.
Dieser auf mehrere Monate angelegte Dialogprozess soll mit Unterstützung der Hamburger Agentur Raikeschwertner umgesetzt werden. "Wir haben uns bewusst für die Hinzunahme eines externen Dienstleisters entschieden, um eine objektive und allparteiliche Projektarbeit für die Insel zu gewährleisten", erklärt Luft.
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