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Pharma-Industrie: Transaktionen mit deutlich geringeren Volumina dominieren das Jahr 2002

18.03.2003 – 10:04

Frankfurt am Main (ots)

Weltweite Analyse von PwC untersucht Entwicklung der Fusionen und
Übernahmen: Steigerung der Transaktionen um zwölf Prozent auf 374 /
Volumen sinkt auf elf Milliarden US-Dollar / Trends:
Produktorientierung und Private-Equity-Investoren / Zwei deutsche
Unternehmen an Top-10-Deals beteiligt / Kein Aufschwung vor 2004 zu
erwarten
In der Pharma-Industrie hat es 2002 weltweit mehr Fusionen und
Übernahmen gegeben als noch ein Jahr zuvor, allerdings fiel das
Transaktionsvolumen deutlich geringer aus. Insgesamt stiegen die
Transaktionen im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 374 an,
ausgegeben wurden dafür aber nur elf Milliarden US-Dollar (2001: 61
Milliarden US-Dollar). Die eingeleitete Übernahme des
US-Pharma-Konzerns Pharmacia für 60 Milliarden US-Dollar durch den
Weltmarktführer Pfizer wurde dabei nicht berücksichtigt. Das
durchschnittliche Transaktionsvolumen lag im Jahr 2002 nur noch bei
rund 30 Millionen US-Dollar gegenüber rund 180 Millionen US-Dollar im
Jahr 2001.
Als wichtigsten Grund für diesen deutlichen Rückgang führen die
Experten von PwC in ihrer aktuellen Untersuchung die geringen Chancen
zur Kapitalaufnahme an der Börse an. "Im vergangenen Jahr mussten
sich Unternehmen stark zurückhalten, weil Investoren kein Geld für
große Akquisitionen zur Verfügung stellen wollten. Deshalb waren
Unternehmen gezwungen, kleinere Übernahmen und Fusionen aus eigenen
Mitteln zu bestreiten", erläutert Volker Fitzner, M&A-Experte für die
Pharma-Branche bei der PwC Corporate Finance-Beratung.
Trend: Produktbezogene Übernahmen
Bei den Top-10-Transaktionen zeichneten sich 2002 zwei Trends ab:
Produktbezogene Übernahmen und Akquisitionen durch
Private-Equity-Investoren. Von acht Übernahmen durch Pharma-Firmen
fanden sieben statt, um die Produkt-Pipeline zu erweitern.
"Übernahmen in der Pharma-Industrie werden derzeit dadurch
angetrieben, dass die Unternehmen die Produktivität ihrer Forschungs-
und Entwicklungsaktivitäten ausweiten wollen und Medikamente mit
bevorstehendem Patentablauf ersetzen müssen.
Biotechnologie-Unternehmen wiederum müssen schnell Zugang zu liquiden
Mitteln haben, um neue Produkte zu entwickeln und gegebenenfalls
sogar bis zur Marktreife zu bringen", betont Fitzner.
Private-Equity-Investoren schließen die Lücke
Im vergangenen Jahr konnten Unternehmen kaum Kapital über
Börsengänge oder Kapitalerhöhungen aufnehmen. Daher ist es wenig
überraschend, dass 2002 - zum ersten Mal seit Beginn der M&A-Analysen
von PwC im Jahr 1998 - zwei der Top-10-Deals von
Private-Equity-Investoren getätigt wurden. Die Übernahme des
skandinavischen Unternehmens Nycomed Pharma durch eine
Investorengruppe war die größere Transaktion. Hierbei handelt es sich
um einen so genannten Secondary Buy-out, bei dem ein
Risikokapitalgeber sein Investment an ein Konsortium anderer Venture
Capitalists veräußert.Zwei deutsche Unternehmen an Top-10-Deals
beteiligt
An den zehn größten Transaktionen weltweit waren im Jahr 2002 auch
zwei deutsche Unternehmen beteiligt. So übernahm Schering für 380
Millionen US-Dollar das Leukineâ (Sargramostim) Business des
US-Unternehmens Immunex (Rang 5). Viatris wurde für 345 Millionen
US-Dollar von der US-amerikanischen Private-Equity-Firma Advent
International gekauft (Rang 7).
Der Leukinea-Deal stärkt einerseits das onkologische Geschäftsfeld
der Schering AG, andererseits enthält es zwei potenzielle
Meilensteinzahlungen, wenn die Entwicklungen von Leukineâ gegen die
Krankheit Morbus Crohn ebenfalls erfolgreich verlaufen. Zudem erwarb
Schering für 141 Millionen US-Dollar durch die Übernahme der US-Firma
Collateral Therapeutics zwei Wirkstoffe zur Behandlung von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Transaktionen verdeutlichen die
Produktorientierung der Schering AG.
Viatris ist aus der Aufteilung der Degussa-Tochter Asta Medica
entstanden und verfügt beispielsweise über Produkte im Bereich
Schmerz- und Atemwegstherapie. Der Schwerpunkt der Gesellschaft liegt
in der Vermarktung von etablierten Arzneimitteln. Nicht zuletzt durch
den weitgehend verschlossenen Ausstieg über die Börse belegt diese
Transaktion das Engagement von Private-Equity-Häusern.
Drittgrößte Transaktion der Pharma-Geschichte: Pfizer-Pharmacia
Die angekündigte Übernahme von Pharmacia durch Pfizer, die in
diesem Jahr abgeschlossen werden soll, wäre der erste Mega-Deal seit
dem Zusammenschluss von Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham im Jahr
2000 und die drittgrößte Übernahme in der Branche überhaupt. Wie bei
vielen Transaktionen kleinerer Unternehmen, spielt auch hier der
Zugang zu neuen Produkten eine entscheidende Rolle. Pfizer verfügt
zukünftig über zwei Pharmacia-Medikamente gegen chronischen
Gelenkrheumatismus: Celebrex und Bextra. Die Transaktion wird zudem
Pfizers ohnehin bereits beachtliche Vertriebs- und Marketing-Kraft
weiter stärken und noch attraktiver für Lizenzgeber machen. Die
wichtigste Herausforderung für Pfizer besteht jedoch - analog zu
vorhergehenden Großfusionen - darin, zu beweisen, dass mit der neu
gewonnenen Größe eine Erhöhung der Produktivität im Forschungs- und
Entwicklungsbereich einhergeht.
Biotechnologie bleibt hinter den Erwartungen zurück
Die Konsolidierung im Biotechnologie-Bereich liegt weit hinter den
Erwartungen zurück, obwohl die Gründe für Zusammenschlüsse auf der
Hand liegen: Zu viele Biotechnologiefirmen mit
unterdurchschnittlichen liquiden Mitteln, zu wenigen Produkten,
unzureichendem Management, fehlender kritischer Marktgröße und
fehlenden Umsätzen. Die einzige Transaktion unter den Top 10, die in
diesen Bereich fällt, ist die Übernahme von Triangle Pharmaceuticals
durch Gilead Sciences. Die beiden amerikanischen Unternehmen stellen
Medikamente zur Bekämpfung von Grippe, Aids und Hepatitis B her.
Unter den wenigen Biotech-Biotech-Deals in Deutschland ist die
Fusion der finanziell recht gut ausgestatteten Firma Curacyte mit
VitaResc Biotech hervorzuheben. Curacyte verfügt selbst nicht über
Produkte in späten Phasen, erhält durch VitaResc nun jedoch ein
Produkt zur Behandlung von lebensbedrohlichen Schockformen in der
klinischen Phase III.
Asiatisch-pazifischer Raum verzeichnet die meisten Transaktionen
Die Zunahme der Transaktionen im Jahr 2002 ist hauptsächlich auf
den Anstieg im asiatisch-pazifischen Raum (plus 25 Prozent auf 104)
und in Nordamerika (plus 19 Prozent auf 149) zurückzuführen. In
Europa und den übrigen Ländern nahm die Anzahl der Transaktionen ab.
Der größte Deal in der Region Asien-Pazifik 2002 war die Übernahme
des verbleibenden Drittels der japanischen Hokuriku Seiyaku durch
Abbott Laboratories für 294 Millionen US-Dollar. Der eigentliche
Motor für den 25-prozentigen Anstieg der Transaktionen in der Region
ist jedoch die Konsolidierung der stark fragmentierten Pharma-Märkte
in den zwei bevölkerungsreichsten Ländern, China und Indien.
Vor 2004 kein Aufschwung zu erwarten
Wachstum durch Akquisitionen bleibt weiterhin eine risikoreiche
Unternehmensstrategie. In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation
planen viele Vorstände konservativ und sind wenig risikobereit. Zudem
sind die Unternehmenswerte im Jahr 2002 dramatisch gefallen. Die
Gründe hierfür sind das Ende des Technologiebooms, Firmenskandale,
sinkende Aktienkurse, der Nachfrage-Rückgang in vielen Ländern und
die wachsende Bedrohung durch Krieg und Terrorismus.
Für 2003 lassen sich folgende Prognosen ableiten: Börsengänge von
Pharma- und Biotechnologieunternehmen finden, historisch betrachtet,
immer in einem Zyklus von vier Jahren statt. Einem Hoch folgen drei
Jahre des Abschwungs. Somit ist vor 2004 keine wesentliche
Verbesserung der Märkte zu erwarten. Auch im Jahr 2003 wird es kaum
Mega-Deals geben. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es eine
große Transaktion geben wird. Das Transaktionsvolumen wird 2003
ebenfalls niedrig und die Anzahl von Transaktionen kleinerer
Unternehmen hoch bleiben. Diese Entwicklung wird durch den
Konsolidierungsdruck im europäischen Biotechnologiebereich und in den
asiatischen Märkten vorangetrieben.
Für die Redaktion:
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prüfungsnahe Dienstleistungen, die Steuerberatung sowie die Corporate
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