Froschschenkel vom VIP-Gast
Ein unvergessliches Erlebnis der Lufthansa Stewardess Edith Adele Simon
Frankfurt/Main (ots)
"Hallo Lufthansa! In der Reihe der Weltfluggesellschaften heißen wir das "neue" alte Mitglied willkommen." Das ist der Wortlaut einer am 1. April 1955 geschalteten Anzeige, mit der Pan American damals die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Lufthansa öffentlich begrüßte. Am 1. April steht nun das 50-jährige Jubiläum der Lufthansa an. Zu diesem Anlass möchten wir Sie bis zu diesem Datum jeweils montags und donnerstags über verschiedene Themen rund um die Geschichte und Entwicklung der Fluggesellschaft informieren.
Es war einer der trüben, nasskalten Wintertage im Jahr 1955, als Edith Adele Simon früh am Morgen mal wieder zum Briefing für Ihren Flug nach New York aufbrach. "Der Koffer für drei Tage Aufenthalt in New York durfte nicht zu schwer sein," erinnert sie sich," schließlich musste ich auf hohen Hacken um kurz nach sechs zum Ohlsdorfer S-Bahnhof stöckeln."
Edith Adele Simon war damals gerade zur 1. Stewardess ernannt worden, was eine Gehaltsaufbesserung um 50 D-Mark auf 450 D-Mark für sie bedeutete. "Ein Traumgehalt", sagt sie," im Vergleich zu meinen 135 D-Mark, die ich zuvor als Groundhostess bei der Bremer Flughafengesellschaft verdiente." Ein Auto oder Taxi konnten sich die meisten Stewardessen zu dieser Zeit trotzdem nicht leisten. Und welch ein Malheur, wenn man eine "Flohleiter" in den neuen Nylonstrümpfen hatte, für die man 10 D-Mark zahlen musste. "Da lohnte sich der Laufmaschenservice für 10 Pfennig pro Laufmasche", so die Stewardess.
Jener New York Flug mit der Nummer 420, ist ihr besonders in Erinnerung geblieben, auch wenn er ganz normal begann. "In der Anfangszeit musste noch vieles von uns an Bord vorbereitet und organisiert werden. Die "ungedeckten" Tabletts sollten während des Fluges mit Besteck, Gläsern und Tassen präpariert und nach dem Service wieder abgeräumt und ausgetütet werden. Das ganze ohne Wagen," erzählt Edith Adele Simon.
Üblicherweise erfolgte damals die erste Zwischenlandung im irischen Shannon, die zweite in Gander/Neufundland. Während der Zwischernstopps hatte eine der drei Stewardessen die Aufgabe, die Passagiere in den Warteraum zu begleiten, sie zu betreuen oder sogar beim Kauf im "Duty Free" zu beraten. Weiter ging es dann Richtung New York. " Vor der Landung dann erstmal alles ausräumen. Den Inhalt der Zollboxen zählen, auf die Zollerklärung eintragen und verplomben, fast wie heute noch," so die Stewardess.
Als sie endlich in New York landen sollten, herrschten dort katastrophale Wetterverhältnisse und die Maschine musste nach Philadelphia umgeleitet werden. "Die Verantwortlichen dort hatten noch keine Erfahrungen mit Überseeflügen aus Europa", erzählt Edith Adele Simon, "für die Zollabfertigung fühlte sich niemand zuständig. So konnten wir den Inhalt der Zollboxen an unsere strapazierten und inzwischen wieder hungrigen Passagiere verteilen".
"Nach stundenlanger Überwindung einer peinlich genauen amerikanischen Bürokratie" brachten Busse Passagiere und Crew schließlich nach New York Während der Busfahrt schlummert Edith Adele nach mittlerweile 20 Stunden Dienst selig ein - an der Schulter eines VIP-Gastes, wie sie später peinlich berührt feststellt.
"Doch der Herr S. ließ sich nicht beirren und lud mich am Ende unserer Reise zum Essen ein. Immer nur zusammen mit der Besatzung, sagte ich zu unserem VIP," erzählt sie. Davon ließ sich der Fluggast nicht erschrecken, sondern lud am Abend die gesamte Crew, elf an der Zahl, zum Apperitiv und anschließend zum Dinner in das New Yorker Lokal "El Marroko" ein.
"Dort aß ich die ersten - und übergroßen - Froschschenkel meines Lebens." Ein Erlebnis, das die ehemalige Lufthansa Stewardess bis heute nicht vergessen hat.
Für weitere Informationen und Bildmaterial steht Ihnen die Pressestelle der Lufthansa gerne zur Verfügung. Ebenso besteht die Möglichkeit zu Gesprächen und Interviews mit Zeitzeugen.
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