Bundesärztekammer

Ärzte sind keine Kassierer

09.12.2003 – 12:30

Berlin (ots)

"Der Schiedsspruch zur so genannten Praxisgebühr
weist insofern in die richtige Richtung als nunmehr das Restrisiko
des Inkassos nicht mehr dem einzelnen Vertragsarzt aufgebürdet wird.
Allerdings wird durch das gestufte Mahnverfahren der
Verwaltungsaufwand in der Arztpraxis abermals deutlich zunehmen",
erklärte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Dr. Jörg-Dietrich
Hoppe zur gestrigen Entscheidung des Bundesschiedsamtes. Die stete
Verbürokratisierung der Arztpraxis durch Verwaltungsarbeit und
Dokumentation für die Krankenkassen raube dem Arzt aber letztlich
notwendige Zeit für die Behandlung der Patienten.
"Es hätte sicherlich einfachere und für den Arzt weniger
belastende Regelungen gegeben, eine Zuzahlung von Patienten zu
realisieren. Problematisch ist und bleibt, den Arzt, als Partner des
Patienten, zu zwingen, Inkassoaufgaben der Krankenkassen
wahrzunehmen", sagte Hoppe.
Die Politik habe dieses Konfliktpotenzial in der Arztpraxis
bewusst in Kauf genommen und lasse nun die Ärzte im Regen stehen.
"Wir hätten uns gewünscht, dass die verantwortlichen Politiker
erkennbar zu ihrer Entscheidung stehen und die Ärztinnen und Ärzte in
dieser Situation öffentlich unterstützen", sagte der Ärztepräsident.
Es werde für den einzelnen Arzt nicht einfach sein, Patienten, die
die Praxisgebühr beim Erstbesuch nicht entrichten, wieder abzuweisen.
"Und sicherlich gehen viele davon aus, dass der Arzt nicht nur
Notfall-Patienten, sondern gerade auch die ihm vertrauten Patienten
ohne sofortige Entrichtung der so genannten Praxisgebühr behandelt."
"Es ist schon perfide, wenn stillschweigend von den
Verantwortlichen in Krankenkassen und Politik davon ausgegangen wird,
dass der Vertrauensvorschuss aus der Patient-Arzt-Beziehung nicht
zwingend in Inkasso umgesetzt wird", kritisierte Hoppe.
Wohl aus Gründen des Wettbewerbs hätten die Krankenkassen eine
Belastung ihrer Beziehung zu den Versicherten mit Mahnungen und
Zahlungsaufforderungen tunlichst vermeiden wollen, was auch an der
bewussten Begriffsverwirrung, "Praxisgebühr" statt "Kassengebühr",
deutlich erkennbar werde.
"Ärzte sind Heiler und Helfer und keine Kassierer. Sie werden
deshalb vielfach Schwierigkeiten haben, die so genannte Praxisgebühr
vor den Patienten zu stellen. Die Politik ist verantwortlich für
dieses Desaster und muss dafür auch gerade stehen", sagte Hoppe.

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft,
Tel.: (030) 30 88 98 30

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