Europäischer Fußballgipfel mit Günter Netzer, Hans Krankl und Lucien Favre
Hamburg (ots)
Deutschlands Fußball-Legende Günter Netzer ist sich sicher, dass nicht noch einmal ein Außenseiter Europameister wird. "Die Leistung, die Otto Rehhagel mit den Griechen erbracht hat - in der Neuzeit der Fußballgeschichte gibt es nichts Vergleichbares", sagt Netzer in einem ZEIT-Gespräch mit den Altinternationalen Hans Krankl aus Österreich und Lucien Favre aus der Schweiz. "Und das wird sich auch nicht mehr wiederholen." Er glaubt auch nicht, dass die Griechen im Vorteil waren, weil ihre Spieler ausgeruht zum Turnier kamen. "Die Mannschaft, die am ausgeruhtesten ist, wird nicht Europameister. Dazu gehören andere Qualitäten. Mich nervt diese Behauptung. Wenn es in der Bundesliga nicht läuft, fangen sie schon nach acht Spieltagen an zu sagen: Dieser Rhythmus macht alle kaputt. Das ist eine deutsche Erfindung."
Favre, heute Trainer bei Hertha BSC Berlin, erwartet von der EM 2008 keine großen Erneuerungen im Fußball. "Ein neues System mit elf Spielern kannst du nicht erfinden, es gab schon alles... Ich kann mir vorstellen, dass das Spiel noch schneller wird. 1950 lief ein Spieler in 90 Minuten bloß vier Kilometer... heute kommt ein Mittelfeldspieler auf neun bis 14 Kilometer. Und es werden noch mehr."
Krankl, der mit seinen beiden Toren Deutschland bei der WM 1978 aus dem Turnier warf und drei Jahre österreichischer Nationaltrainer war, sieht eine Trendwende im europäischen Fußball: "Lange Zeit stand das Taktische im Vordergrund. Meiner Meinung nach ist jetzt wieder Individualität gefragt in Europa. Torjäger und Spielmacher wird es immer geben, sonst stirbt der Fußball. Auch Deutschland begreift es langsam. Nehmen Sie Bayern mit Ribery und Luca Toni - auch wenn der kein großer Künstler ist. Ein fescher Bursch zwar, aber ästhetisch spielen tut er nicht." Krankl wendet sich auch gegen die Internationalisierung des Vereinsfußballs: "Es kann nicht sein, dass bei Arsenal London nur ein Engländer spielt. Es braucht eine Regelung, die fünf, sechs Einheimische pro Mannschaft zwingend vorschreibt. Sonst geht alle Eigenständigkeit und Tradition verloren."
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Das komplette Gespräch der ZEIT Nr. 51 vom 13. Dezember 2007 senden wir Ihnen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: bunse@zeit.de)
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