Alle Storys
Folgen
Keine Story von DIE ZEIT mehr verpassen.

DIE ZEIT

Verleger will Kampf für Biller-Roman fortsetzen

Hamburg (ots)

Für den verlegerischen Geschäftsführer des Kiepenheuer & Witsch Verlages, Helge Malchow, ist der jahrelange Streit um Maxim Billers Roman Esra zur Ehrensache geworden. Der ZEIT sagt Malchow: "Ein Verlag muss für die Bücher, die er aus guten Gründen verlegt hat, kämpfen, zur Not auch vor Gericht. Die Geburtsstunde meiner Haltung in diesen Fragen war der Kampf um Salman Rushdies Satanische Verse. Dass das Buch schließlich in Deutschland trotz der Fatwa erschien, war ein Zeichen für die Freiheit der Literatur." Er sehe zwar in Biller nicht den neuen Rushdie, "aber das Verbot eines anerkannten literarischen Werks bedeutet auf jeden Fall eine empfindliche Einschränkung der Kunstfreiheit, die das Grundgesetz garantiert".

"Besonders skandalös", sagt Malchow, sei "die zusätzliche Argumentation des zuständigen Münchner Richters, nach der die Höhe der Entschädigungszahlung der Verlag zu verantworten hat, weil er immer wieder Rechtsmittel eingesetzt hat. So wird vom Landgericht München sehenden Auges ein Grundrecht infrage gestellt - und so auch noch die Höhe des Schmerzensgeldes begründet."

Malchow: "Es belastet unsere Arbeit in den Lektoraten. Es ist eine Bedrohung für jeden Schriftsteller, der seine Arbeit ernst nimmt. Kunstwerke entstehen nach einer ästhetischen, nicht nach einer juristischen Logik - nach der Logik dieses Urteils müssten ganze Bibliotheken der Weltliteratur umgeschrieben werden. Wir haben es hier offensichtlich mit einer neuen Form von Biedermeier-Mentalität zu tun, mit einer Sehnsucht nach konfliktfreier Wohlfühl-Kultur. Wir leben in einer Diktatur der Harmlosigkeit."

Pressekontakt:

Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 22 vom 21. Mai 2008 senden
wir Ihnen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke
Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.:
040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: elke.bunse@zeit.de)

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: DIE ZEIT
Weitere Storys: DIE ZEIT
  • 20.05.2008 – 12:00

    Verleger Unseld sieht keine Bedrohung für Bücher

    Hamburg (ots) - Joachim Unseld, Verleger der Frankfurter Verlagsanstalt, sieht das Buch als Medium nicht bedroht. "Solange es Menschen gibt, die beim Lesen noch Unterschiede machen und die Welt wirklich erkennend erleben wollen, wird es Literatur und Bücher geben", sagt er der ZEIT. Erschwert werde allerdings das Verlegen von Büchern durch "das Buchhandels-Sterben und das Aufkommen großer Filialisten", die der ...

  • 20.05.2008 – 12:00

    Helmut Schmidt: Drei Vorschläge zur Rettung des Rentensystems

    Hamburg (ots) - Der ZEIT-Herausgeber und ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, 89, denkt im ZEITmagazin LEBEN über die Rettung des Rentensystems nach. Schmidt: "Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten: entweder das Renteneintrittsalter auf ein höheres Alter zu verschieben, siehe Gerhard Schröders Agenda 2010. Oder die Renten relativ abzusenken; relativ meint, im Verhältnis zu Löhnen und Gehältern. Oder drittens von ...

  • 20.05.2008 – 10:08

    IWF-Chef besetzt Schlüsselpositionen neu

    Hamburg (ots) - Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, besetzt eine Reihe von Schlüsselpositionen neu. Nach Informationen der ZEIT soll Olivier Blanchard, Wirtschaftsprofessor am renommierten Massachusetts Institute of Technology, zum neuen Chefvolkswirt des Fonds ernannt werden. Blanchard ist wie Strauss-Kahn Franzose, er hat ein Faible für Makroökonomie und ist inhaltlich eher dem ...