Hilmar Kopper, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, fordert in der ZEIT Reformen: "Hier haben sich absurde Zustände eingeschlichen"
Hamburg (ots)
Die Mitbestimmung ist ein Anachronismus, Kleinaktionäre schimpfen zu viel, Hauptversammlungen dauern zu lange
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, wünscht sich "deutlich kleinere" Aufsichtsräte. Zudem müssten Mandate im Aufsichtsrat künftig "nach Kompetenz vergeben werden, nicht nach Proporz", sagte der 66-Jährige in einem Interview in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Die deutsche Mitbestimmung ist vom unternehmerischen Standpunkt her ein Anachronismus", so Kopper. "Es war ein Fehler, in den siebziger Jahren die Mitbestimmung im Aktienrecht zu verankern."
Die Diskussionen in einer Aufsichtsratssitzung seien "nicht so, wie sie sein sollen", sagte Kopper. "Sie sind nur dann offen, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorab getrennt treffen." Offene Kritik sei dagegen selten zu hören, weil man damit rechnen müsse, "dass eine halbe Stunde nach Ende der Sitzung alle Arbeitnehmer des Unternehmens informiert sind und die Autorität des Betroffenen untergraben wird."
Zu Beginn der Hauptversammlungszeit fordert Kopper auch ein Umdenken, was die Form der jährlichen Aktionärstreffen angeht. "Eine deutsche Hauptversammlung ist eine Einladung zur Selbstdarstellung von Interessen- und Splittergruppen", sagte der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank. "Mein Rat an alle Firmen mit internationalen Anteilseignern: Ladet sie nicht zu einer deutschen Hauptversammlung ein. Sie könnten am nächsten Morgen voller Entsetzen ihre Papiere verkaufen."
Hauptversammlungen müssten kürzer werden, fordert Kopper. "Zwei Stunden sollten auch in Deutschland reichen". Auch die Vorstände redeten "oft zu lange". Warum, so Kopper, "muss man einen einstündigen Vortrag halten, wenn man den Aktionären gerade einen Geschäftsbericht von 200 Seiten in die Hand gedrückt hat?"
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 18/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 26. April 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Interviews kann angefordert werden.
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