Schwäbische Zeitung: Fußball-TV bleibt rätselhaft - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Wahrscheinlich haben gestern die Champagnerkorken geknallt in der Frankfurter DFL-Zentrale, bei allen Fußball-Profiklubs und beim Bezahlsender sky sowie in den Büros der ARD: Der Bundesliga-Fußball wird wie bisher übertragen, die "Sportschau" muss nicht sterben und die Klubs erhalten wesentlich mehr Geld. Im Managerdeutsch heißt das "win-win-Situation". Auf Umgangsdeutsch "Königsweg". Das Dumme an Königswegen ist nur, dass sie so selten sind wie Einhörner. Meistens ist doch irgendwo noch ein Haken versteckt.
Die Profi-Klubs, die gegenüber der Konkurrenz in Spanien, Italien und vor allem England wesentlich weniger TV-Geld erhalten, jubilieren zu Recht. Damit wird die Bundesliga ein Stück konkurrenzfähiger. Den Sendern bleiben die Zuschauer erhalten. Die Aussichten auf bessere Erlöse steigen. Der Bezahlsender sky könnte ohne Bundesliga zumachen, die ARD ist im Gottschalk-Tief auf Rang vier zurückgefallen - nun kann alles besser werden. Kann. Otto Normalverbraucher darf sich jedenfalls weiterhin auf seinen "Sportschau"-Samstagabend mit Bundesligafußball freuen. Wären ARD/ZDF ausgestiegen, hätte der Bezahlsender sky den Übertragungsbeginn im "Free-TV" wohl auf sehr spätabends, wie in England, verlegt. Dieses Ungemach ist abgewendet.
Doch zu welchem Preis? Wie und auf welche Weise sky die exorbitante Erhöhung der Gebühren finanzieren will, wissen wohl nur Geheimwissenschaftler des Fernsehgeschäfts. Sky und sein Vorgänger Premiere haben noch nie schwarze Zahlen geschrieben, nun maximieren sich die Kosten auch noch - um da auf eine Gewinnsituation zu hoffen, muss man ein unverbesserlicher Optimist sein. Die ARD, die zu den bisherigen 412 Millionen pro Jahr rund 100 Millionen beigesteuert hat, zahlt zehn Prozent mehr - ob dies das Grundbedürfnis eines öffentlich-rechtlichen Senders sein muss, darf durchaus diskutiert werden.
Gönnen wir dennoch den Vertragspartnern ihren Champagner. Der Kater wird noch kommen.
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