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Schwäbische Zeitung: Ringen um den rechten Glauben - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Katholikentage sollen ein Fest des Glaubens sein. Aber auch jetzt in Mannheim sind Misstöne und Streit nicht zu überhören. Ungeduldige Reformer suchen die große Bühne ebenso wie Erzkonservative, denen jeder Wandel gegen den Strich geht. Verdient hat die Kirche solche Kraftproben nicht. Sie sind oft weit entfernt von der Liebe zu Gott und den Mitmenschen.

Logisch, Dialog wäre wichtig. Aber wenn so viele böse Worte fallen wie im Vorfeld des heurigen Katholikentags wird redliches Ringen um den richtigen Weg schwierig. Dies, obwohl die Regeln des Christenglaubens eigentlich so einfach wären: Den Nächsten wichtig nehmen, mit allen Licht- und Schattenseiten. Verstehen und Verzeihen gehören dazu, auch die Standhaftigkeit in der eigenen Überzeugung. Gastgeber Erzbischof Robert Zollitsch hat recht: Kirchentage sind keine Parlamente. Der gemeinsame Glauben verbietet das Taktieren und Lavieren nach dem Muster der Politik. Über die zehn Gebote lässt sich nicht streiten wie über Gesetze. Aber es sollte kein Tabu sein, darüber zu reden, was Menschen aus diesen Geboten gemacht haben. Die Not der wiederverheirateten Geschiedenen, die Sehnsucht vieler Frauen nach gleichberechtigter Teilhabe in der Männerwelt der Kirchenhierarchie - das alles ist leidenschaftliche Debatten wert und findet auch Sympathie einer Mehrheit der deutschen Bischöfe. Aber auch sie können keine Wunder wirken, auf die Ungeduldige hoffen.

Die Sorge, dass im lauten Streit das Erlebnis des gemeinsam gefeierten Glaubens auf der Strecke bleibt, ist überaus berechtigt. Sie sollte auch Streitbare wie den Kölner Kardinal Joachim Meisner zur Mäßigung bewegen. Seine Kritik, dass Kirchentagen die "katholische Mitte" fehle, ist ebenso daneben wie die Vorwürfe, dass die Amtskirche den Dialog nicht wünscht. Mannheim beweist das Gegenteil. Es ist nun mal nicht der Streit, der für die große Mehrheit der Teilnehmer Kirchentage ausmacht. Es ist vielmehr die Sehnsucht nach Gemeinschaft in einer zunehmend kirchenfernen Welt.

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