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Schwäbische Zeitung: Ein Fiasko für die Umwelt - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Jetzt gibt es nach Rio+20 wieder die Stimmen, die zum Durchhalten, zum Optimismus trotz aller offenkundigen Widrigkeiten aufrufen. Neuer Elan sei notwendig, fordern die Berufsoptimisten. Dieser Wunsch entspringt aber nur noch dem Prinzip Hoffnung. Der globale Umweltschutz ist nicht in eine Krise geraten, der globale Umweltschutz ist tot. Schutz der Wälder, Klimawandel, Artensterben, Zerstörung der Weltmeere: Alles gigantische Themen, die Milliarden Menschen direkt betreffen - und was bietet die Abschlusserklärung der 190 Teilnehmerstaaten dazu? Unverbindliche diplomatische Formulierungen, die an Dürftigkeit nicht zu überbieten sind. Rio+20 war überflüssig und hat dem internationalen Naturschutz mehr geschadet als genutzt.

Gastgeber Brasilien kann als Beispiel für die Verlogenheit und Doppelzüngigkeit herhalten, mit der Regierungen gleich auf welchem Kontinent ihre Bevölkerungen in Sachen Nachhaltigkeit und Schutz der Lebensgrundlagen für dumm verkaufen. Brasiliens linke Staatschefin Dilma Rousseff wäre 2010 ohne die Stimmen der Grünen nie Präsidentin geworden. Im Wahlkampf suchte sie die Nähe zu den Ökologen. Als Regierungschefin peitscht sie jetzt den Bau eines riesigen Staudammes im Amazonas durch. Die internationalen Proteste ignoriert sie, denn das Wachstum auf Kosten der Umwelt in den vergangenen Jahren hat die Südamerikaner selbstbewusst gemacht.

Die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 verlangen von Brasilien hohe Investitionen in die teils marode Infrastruktur. Umweltschutz stört da nur. Auf Hochglanzbroschüren zeigt sich das Land von seiner besten Seite. Unberührte Wälder und Traumstrände so weit das Auge reicht. Was sich jedoch abseits der PR-Strategie abspielt, will von den Entscheidern der Welt niemand wissen. Für Brasilien geht das zynische Spiel auf - wie auch für die meisten anderen Staaten: Der kurzfristige Profit zählt mehr als die Sorge um den Planeten.

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