Schwäbische Zeitung: Es geht um die Zukunftsfähigkeit - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Sperriges Wortungetüm: Demografischer Wandel. Anders ausgedrückt: Die Gesellschaft altert. Was das für die Menschen hier bedeutet, kann anhand einiger weniger Fragen konkretisiert werden: Haben wir hier im ländlichen Raum Zukunft? Was müssen wir machen, um wirtschaftlich weiterhin so erfolgreich zu sein? Was müssen Kommunen, Landes- und Bundesregierung tun, damit die Menschen hier alt werden wollen und können und nicht - wie von Experten befürchtet - ihre Perspektiven ausschließlich in größeren Städten sehen? Welche Weichenstellungen müssen dafür zwingend erfolgen?
Konkrete Antworten geben darauf bislang fast nur Wissenschaftler. Politiker bleiben dagegen lieber blumig und thematisieren die Demografie hin und wieder in Sonntagsreden. Dabei bewegen uns Fragen der Demografie täglich. Es geht darum, ob Straßen saniert, Schulen geschlossen oder Krankenhäuser erhalten werden. Aber es geht auch um die Zukunftsfähigkeit unserer sozialen Systeme und unserer Volkswirtschaft insgesamt. Deshalb geht es beim demografischen Wandel auch um die richtige Balance zwischen Reformfähigkeit und Prinzipientreue. Die Politik wird hingegen immer kurzatmiger und unverbindlicher. Sie scheint nur noch auf Wahltermine zu schielen, denn auch in Deutschland sind harte Einschnitte unbeliebt und beileibe nicht karrierefördernd. So hat die Agenda 2010 dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht das Amt gerettet, sondern eher gekostet. Dass Deutschland heute trotz einiger Widrigkeiten so gut da steht, ist aber auch der Politik von Gerhard Schröder zu verdanken. Es spricht in diesem Zusammenhang nicht für die SPD, dass sie sich Schritt für Schritt von der Agenda distanziert.
Unter Demografie fällt aber auch etwas völlig anderes. Nämlich dass sich unsere Regionen nicht in Stuttgart oder Berlin abspeisen lassen sollten: Immer wieder hört man dort, dass doch offensichtlich alles auch ohne ausgebaute Straßen oder elektrifizierte Südbahn funktioniere. Aber was heute falsch ist, wird morgen nicht richtiger.
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