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Schwäbische Zeitung: Die mediale Geldmaschine - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Im neuen Jahr wird zwar nicht alles, aber doch vieles anders. Unter anderem heißt die "Gebühreneinzugszentrale" dann "Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio", also BAZD statt GEZ. Das ist Ihnen so egal, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt? Da es sich hier aber um einen Sack voll Geld handelt, ist es nicht egal. Denn künftig zahlt man Beiträge nicht mehr pro Gerät, sondern pro Haushalt - ganz egal ob da ein Radio oder Fernseher oder gar nichts drinsteht. Das erbost viele Nur-Radiohörer - auch die gibt es noch und es sind nicht nur die Alten. Diese zahlen künftig 215,76 Euro pro Jahr statt wie bisher 69. Es erbost auch viele Mitbürger, die sich bei der Wahl ihrer Medien umstandslos entmündigt sehen. Ihre Versicherung können sie kündigen, aus der Kirche können sie austreten, aus dem BAZD nicht. Nicht die Menschen haben die Medien mehr im Griff, die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben die Menschen im Griff.

Der Grund der Änderung ist klar. Die Anstalten, traditionell knapp bei Kasse, verlieren durch die Mediengewohnheiten der Jugend zunehmend Kunden. In Zeiten kostenloser Informations- und Unterhaltungsangebote im Internet bedienen sich immer weniger junge Menschen bei den Öffentlich-Rechtlichen. Dass das, was ARD und ZDF mit dem Gebührengeld machen, oft nur ein Abklatsch des Angebots der Privatsender ist, macht die Argumentation nicht schlüssiger. Die kostspielige Installation ständig neuer Spartenkanäle ebenso wenig. Und dass die Staatsanstalten angestrengt darüber schweigen, was sie sich ihre Stars kosten lassen - bei Gottschalks Vorabend-Flop munkelt man von sechs Millionen -, steigert die Beliebtheit der Neuerung auch nicht. Die Debatte über den generellen Zwangsbeitrag könnte dann fruchtbar sein, wenn nicht nur darüber diskutiert wird, wie viel garantiertes Geld hereinkommt, sondern auch darüber, wozu dieses Geld verwendet wird. Erfüllen Gottschalk, Jauch und die Profifußball-Millionäre einen Bildungsauftrag? Ein "Nein" dazu könnte ein "Ja" zur Neuerung leichter machen.

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