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Schwäbische Zeitung: Schlecker verteilt nur kleine Krümel - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Es war also doch noch etwas da: Die Familie Schlecker gibt rund 10,1 Millionen Euro frei. Das Geld fließt der Insolvenzmasse zu - ein Topf, aus dem Tausende Gläubiger vielleicht einen klitzekleinen Teil ihres Geldes wiedersehen. Diesen Kompromiss haben der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und die Schlecker-Familie geschlossen, um ein langwieriges und kostspieliges Gerichtsverfahren zu vermeiden.

10,1 Millionen Euro sind ein riesiger Batzen Geld. Den meisten von uns würde schon eine Million davon reichen, um sämtliche Lebensträume zu erfüllen. Doch dieser Haufen Geld ist leider für niemanden wirklich ein Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Die Schlecker-Insolvenz hat erschreckende Ausmaße.

Wie viel Geld Schleckers theoretisch aus dem Hut zaubern müssten, um wirklich alle Rechnungen zu begleichen, weiß niemand. Nur so viel: Die Forderungen der Gläubiger liegen bei mindestens 1,075 Milliarden. Dazu kommen noch einige hundert Millionen, die die Agentur für Arbeit bekommt. Sie hatte den Mitarbeitern Insolvenzgeld bezahlt. Aber schon eine grobe Rechnung mit 1,075 Milliarden zeigt, wie das Geld versickert: Eine Milliarde entspricht 1000 Millionen, von denen jetzt gerade mal gut 10 Millionen in den Topf wandern. Diesem Geldhaufen stehen nun aber mehr als 22700 Gläubiger gegenüber, die alle hoffen, ein Stück vom Mini-Kuchen abzubekommen. Die Krümel werden aber sehr klein sein. Am Ende müssen die Gläubiger immer noch auf satte 990 Millionen Euro verzichten.

Schleckers aber sollten die allerletzten sein, die diesen letzten Schachzug feiern dürfen. Man könnte sagen: Meike Schlecker hat schlichtweg allen ins Gesicht gelogen, als sie den Journalisten vor gut einem Jahr in die Blöcke diktierte: "Es ist nichts mehr da." Man könnte aber auch sagen: Jeder hat seine eigene Wahrheit. Vielleicht hat sie gar nicht gelogen, wenn die Millionen am Ende für die Familie "nichts mehr" waren. Oder aber die Schleckers haben nicht nur den Blick für die Realität verloren, sondern auch den moralischen Kompass.

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